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Reiseerlebnisse
Ein
großes Lob für die Polizei von Santiago de los
Caballeros
Der Nepp auf Samaná
Der Armbruch in der Wildnis
Fahrt von Constanza nach San José de Ocoa
Die Fahrt nach Río Limpio
Wir richten
unser Zimmer ein
Dominikanisch - deutsches Reinschiff
Der Überfall
Mit einem bayerischen
Dorfdeppen unterwegs oder die Axt im Walde
Ein
großes Lob für die Polizei von Santiago de los
Caballeros!
(2006)
Wir kamen von Santiago
Rodríguez nach Santiago, um uns mit Rucksacktouristen zu treffen, die unser
Buch kaufen wollten. Sie waren zum ersten Male mit dem Rucksack unterwegs. So mußten
wir viele Fragen beantworten und kamen erst nach Mitternacht ins Bett.
Zur Aufbewahrung der
Wertsachen war unsere Devise: Im Hotelzimmer ist alles sicher. Wenn da
eingebrochen wird, dann geht der Verantwortliche ins Gefängnis. Diese Meinung
haben wir immer weitergegeben.
Um so überraschter waren
wir, als wir am 13.2.06 von der Einkaufstour zurückkamen und feststellten, daß
jemand zwei Behältnisse durchwühlt und fluchtartig das Zimmer verlassen hatte,
denn es war in Unordnung.
Wir verschlossen sofort
das Zimmer und gingen zum Eigentümer des Hotels. Ich forderte ihn auf,
mitzukommen. Er schickte eine ganz junge Mitarbeiterin. Unter ihrer Aufsicht überprüften
wir die durchwühlten Behältnisse. Wir schreiben uns immer auf, wieviel Geld in
jedem Behältnis ist. In einer Tasche fehlten 3 x 500 Pesos. Die Mitarbeiterin
war sehr betroffen und forderte mich auf, noch einmal zu zählen. Ich erklärte
ihr unser System und zählte. Es wurde nicht mehr. Wir verschlossen das Zimmer
und gingen zum Eigentümer des Hotels. Der sagte nur, daß er nicht für unsere
Sachen verantwortlich wäre, schließlich stände dies in allen Zimmern mit dem
Hinweis auf den Tresor, den das Hotel hierfür vorhalte. „In unserem Zimmer
ist kein Hinweis. Beim Einchecken wurden wir nicht auf die Möglichkeit
hingewiesen,“ sagte Helga. Ich forderte den Besitzer auf, die Polizei zu
rufen. Auf weiteres Drängen von mir gab er der Mitarbeiterin Anweisung, uns die
Telefonnr. der Polizei zu geben. Wir sollten selber anrufen. Da wir wissen, wie
schwierig es ist, in einer fremden Sprache ein Telefonat zu führen, lehnten wir
mit Hinweis auf unser Sprachproblem ab und forderten ihn nochmals auf, für uns
anzurufen. Wieder gab er Anweisung an die Mitarbeiterin. Als diese das Telefonat
beendet hatte, fragten wir, wann die Polizei käme. Es antwortete der Eigentümer:
„Vielleicht heute, vielleicht morgen, vielleicht auch gar nicht.“ Deshalb
entschlossen wir uns hinzugehen. Wir ließen uns die Adresse geben und fragten,
wie weit es sei. Es sei am alten Flugplatz, am Ende der Stadt, sagte der
Besitzer. Die Straße kannten wir, also gingen wir los. Schnell hatten wir
herausgefunden, daß die Fahrzeuge der Route G dort vorbeifuhren. Es war
Rushhour und alle públicos überbelegt. Wir beschlossen, zu Fuß zu gehen.
Unterwegs fragten wir mehrfach. Es war erstaunlich, alle Auskünfte, die wir
erhielten, deckten sich, was die Richtung betraf. Die Entfernungsangaben
differierten erheblich. Es waren knapp 2 km. Am Eingang sagten wir der Wache, daß
wir bestohlen worden seien und eine Anzeige erstatten wollten. Wir bekamen
sofort die richtige Auskunft. Vor einem abgelegenen Gebäude standen mehrere
Personen in Zivil und Uniform herum. Wir trugen unser Anliegen und den Vorfall
vor. Danach forderte uns ein Zivilist auf, ihm zu folgen. Er ging an seinen
Schreibtisch, nahm sein Tagebuch und begann die Anzeige aufzunehmen. Dabei
stellte er noch mehrere Fragen und formulierte die Anzeige selbst. Da wir
Schwierigkeiten hatten, seine Handschrift zu lesen, baten wir ihn, uns den Text
langsam vorzulesen, dann unterschrieb ich. Er hatte die Anzeige sehr klar
formuliert. Zum Schluß gab er uns einen Beleg über die Anzeige mit
Aktenzeichen, Datum und Telefonnummer des Bearbeiters und Unterschrift. Es war
genau so abgelaufen, wie wir das in Deutschland gewohnt sind. Der Beamte sagte,
die Sachlage sei eindeutig, der Eigentümer müsse uns den Schaden ersetzen. Wir
baten darum, daß ein Mitarbeiter mit uns ins Hotel kommt. Leider ließ sich
keiner der Herumstehenden dazu bewegen.
Als er einen der Herren aufforderte, lehnte dieser ab und ging weg. Wir wurden
gebeten, ins Hotel zu gehen, mit der Zusicherung, daß in der nächsten Stunde
ein Polizist käme. Auf dem Heimweg, der etwa 20 Minuten dauerte, besprachen wir
noch unser Verhalten gegenüber dem Inhaber und beschlossen, morgen wieder zur
Polizei zu gehen, wenn diese nicht im Hotel erscheinen würde. Als wir das Hotel
betreten hatten, stand ein Zivilist auf und winkte uns zu sich. Er vergewisserte
sich, ob wir die Anzeige erstattet hätten, und ließ sich unser Zimmer zeigen.
Hier war alles unverändert. Wir erklärten ihm den Sachverhalt und stellten die
übliche Ordnung her, die wir beim Verlassen des Hotels herstellen. Danach ging
er mit uns zum Eigentümer in dessen Büro. Der Polizist legte dem Wirt die
Rechtslage dar und forderte ihn auf, uns den Schaden zu ersetzen. Dieser
weigerte sich mit den schon bekannten Argumenten. Wir hatten den Eindruck, daß
es sich hier um ein Scheingefecht handelte und ihm sehr wohl klar war, woran er
war. Zuerst bot er uns 1.000 Pesos. Wir lehnten ab. Dann sagte er, wir sollten
beim Auschecken sagen, daß wir 1.500 Pesos gut hätten. Da wir dem Eigentümer
nicht über den Weg trauten, bestanden wir darauf, daß wir sofort einen Beleg
erhielten. Das geschah. Wir bedankten uns bei der Polzei und gingen auf unser
Zimmer.
Nachbetrachtung: Es fiel
mir auf, daß nur zwei Gepäckstücke durchwühlt waren. Unser Tagesrucksack,
den wir auf unseren Ausflügen immer dabei hatten, und ein völlig unauffälliges,
daß normalerweise nicht zur Aufbewahrung von Geld benutzt wird und von dessen
Vorhandensein nur das Hotelpersonal wußte. Weiterhin fiel auf, daß der Wirt
keinen Mitarbeiter verdächtigte.
Auf dem Polizeirevier war
mir aufgefallen, daß alle Zivilisten eine Waffe trugen. Ein Polizist kam vom
Streifengang zurück, entlud die Waffe vorschriftsmäßig und gab diese zurück.
Dabei war mir aufgefallen, daß die Zivilisten mit durchgeladener Waffe Dienst
tun.
Während des Gesprächs
mit dem Eigentümer erhielt der Polizist zwei Anrufe über Funk. Er meldete sich
kurz und rief dann über Festnetz zurück.
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Der
Nepp auf Samaná (2005)
Als
wir 1989 das erste Mal auf die Halbinsel kamen, waren die Leute noch freundlich,
ohne daß man sich die Freundlichkeit erkaufen mußte.
Heute empfehlen "Freunde" von Samaná, reichlich kleine Dollarscheine
mitzunehmen, dann seien die Leute so freundlich. Für uns ist das eine andere
Art der Prostitution!
Ich denke dann nur: Oh, Herr, vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Hibiscus
Seit 1995 ziehen wir jedes Jahr mehrere Wochen mit dem Rucksack durch das Land,
bisher 94 Wochen!
Ich glaube, daß kaum ein anderer das Land so gut kennt wie wir. Vor der regelmäßig
fälligen Reise nach Samaná graut uns. Nirgends im Lande ist der Nepp größer
als auf Samaná! Betteln die Kinder an anderen Orten noch a Peso, a Peso, so heißt
es hier schon five Dollar, five Dollar. Uns macht das keinen Spaß. Wir
betrachten uns als mündige Bürger und können selbst entscheiden, wem wir ein
Geschenk machen.
Dieses Jahr waren wir 4 Tage in Santa Bárbara und hatten gleich drei negative
Erlebnisse in Sachen Nepp.
1.Wir hatten eine Einladung von zwei Österreichern, die hier eine feste Bleibe
mit einem Traumgrundstück haben.
Wir wußten den Namen des Ortes und sollten beim colmado fragen. Der hatte an
diesem Tage geschlossen. Also fragten wir die nächste Person nach Willy und
Christel. Zuerst stellte sie sich dumm und wiederholte mehrfach die Namen. Dann
sagte sie, die Kinder seien in der Schule, die könnten uns führen.
Der Ort ist so klein, da sind höchstens 25 Häuser, da brauchen wir keinen Führer.
Wir baten sie erneut um eine Wegbeschreibung. Sie weigerte sich. Wir ließen sie
stehen und überquerten die Straße. Auf der anderen Straßenseite saßen zwei
alte Frauen. Noch ehe wir diese erreichten, rief die Frau ihnen zu, sie sollten
nichts sagen.
Das taten sie dann auch. Sie wiederholten mehrmals die Namen Christel und Willi.
Wir kamen uns vor wie unter Blöden. Wenige Meter weiter auf der anderen Straßenseite
war auch eine Frau. Noch bevor wir diese erreichten, war die erste Frau bei ihr
und redete auf sie ein. Wir versuchten trotzdem unser Glück. Sie sagte nichts.
Also gingen wir weiter. Da gab die erste Frau auf und rief uns hinterher: Den
Berg da hinauf.
2. Wir waren erstmalig an der Playa Rincón. Es ist wirklich einer der schönsten
Strände weltweit. Vor unsere Abfahrt in Santa Bárbara hatten wir uns nach den
Fahrzeiten erkundigt. 18.00 Uhr sollte das letzte Fahrzeug zurückfahren.
Nachdem wir genug von der Playa hatten, gingen wir zurück nach Rincón, um auf
das nächste Fahrzeug zu warten. Im Dorfmittelpunkt warteten die Motos,
Motototaxis, Motochonchos und wie sie noch heißen. Ich fragte einen der Fahrer
nach der parada für die gua-guas. Das nächste guagua fährt morgen, war die
Antwort. Ich hatte nicht gefragt, wann das nächste Fahrzeug fährt, sondern wo
die Haltestelle ist. Auch die Frage, ob die guaguas hier vorbeifahren, wurde
nicht beantwortet. Wir waren zu viert, und die Fahrer witterten das ganz große
Geschäft. Ich sagte ihnen, wir seien keine dummen Touristen, und wir setzten
uns in den Schatten. Sie berieten. Dann ging einer auf ein Privatgrundstück und
weckte die Leute vom Mittagsschlaf. Nach einer Weile kam er mit einem Mann zurück.
Dieser sagte uns, er habe ein Taxi und würde uns für 600 Pesos nach Santa Bárbara
fahren, regulär sind 50/Person, also insgesamt 200.
Ich bedankte mich für das Angebot und sagte, daß wir auf das guagua warten würden.
Keine fünf Minuten später fuhr der Mann mit einem camioneta mit Plakette des
sindicatos Samaná – Rincón vor und wartete auf Gäste. Das war also das
reguläre Fahrzeug. Wir stiegen auf. Er machte uns darauf aufmerksam, daß er für
uns als Taxi fahren würde, und das koste 600 Pesos. Wir stiegen wieder ab und
gingen ca. 200 m in Richtung Santa Bárbara. Hier fragte ich eine Frau, ob
dieses guagua nicht das reguläre Fahrzeug nach Santa B. sei. Sie verstand meine
Frage nicht. Erst als ich ihr sagte, daß er von uns 600 Pesos haben wolle,
verstand sie mein Problem. Wir setzten uns an den Straßenrand und warteten, bis
er kam. Wir stiegen auf. Hier sagte er uns wieder, daß er 600 Pesos von uns
haben wolle. Ich sagte zu ihm, daß wir uns beim sindicato in Santa B.
beschweren würden. Er hatte noch einen Verbündeten gefunden, der setzte sich
zu uns hinten auf die Ladefläche und versuchte, uns klarzumachen, daß wir 600
Pesos zu zahlen hätten. Wie dumm die Leute sind, merkt man daran, daß sie
nicht denken können. Spätestens als ich mit dem sindicato drohte, hätten sie
aufwachen müssen. Hallo, hier sind Leute, die haben Ahnung, die können wir
nicht neppen wie die anderen. Als wir in Santa B. ankamen, fragte ich, wo sein
sindicato sei. Jetzt machte er die nächste Dummheit und antwortete: Er sei sein
eigenes sindicato. Die beiden Frauen gingen los, das sindicato zu suchen, ich
weckte den Fahrer des Nachbarguaguas und erzählte ihm die Story. Er wollte es
nicht glauben. Ich zahlte 200 Pesos und folgte den Frauen. Auf halbem Wege kamen
die uns mit einem Verantwortlichen des sindicatos entgegen. Ich machte ihm klar,
wie verärgert ich war, und sagte ihm, daß dieses schlecht für sein Land und
den Tourismus sei. Im Lande gäbe es nur noch ein sindicato, wo man
die Touristen betrüge, und das sei das sindicato Puerto Plata – Río San
Juan. Man könne dies in unserem Reiseführer nachlesen und in unserem nächsten
Buch könne man gleiches vom sindicato Santa Bárbara – Rincón lesen.
3. Für die Überfahrt nach Cayo Levantado - Entfernung: höchstens 1 km -
sollten wir 500 Pesos bezahlen. Zum Vergleich - die Überfahrt von Sabana de la
Mar nach Santa Bárbara, ca. 18 km, kostet 150 Pesos. Wir konnten die Leute
runterhandeln auf 250.
So verzichteten wir auf die Fahrt. Der Preis war uns ganz einfach zu unverschämt.
4. In Santa Bárbara übernachten wir gewöhnlich im Hotel King. Vor zwei Jahren
haben wir 200 Pesos für das Zimmer bezahlt. 2005 wollten sie 350 haben. Das ist
für ein einfaches Zimmer zuviel. In der Hauptstadt zahlen wir nur 200. Der
Mitarbeiter, der uns den Preis nannte, wurde weggerufen, und so verhandelte
Helga mit einer anderen Person. Der schüttelte ungläubig den Kopf, als er den
Preis hörte, den sein Kollege haben wollte, und nannte uns ohne zu zögern 250.
Damit hieß der erste bei uns ab sofort nur noch "der Geier".
5. Da unsere Reisebegleiter auf dem Weg nach Punta Cana wieder über Santa Bárbara
mußten aber keine Wort Spanisch sprachen, vereinbarten wir mit dem
"Geier" schriftlich, daß sie vom 24. - 28.3. (über Ostern) wieder
zum gleichen Preis hier wohnen könnten.
Der "Geier" unterschrieb mit vollem Namen, damit jeder im Hotel
erkennen könne, daß er dies unterschrieben hat. Als unsere Begleiter dann pünktlich
anreisten, wollte er für die ersten drei Tage 1.000 Pesos pro Tag haben. Er ließ
sich nicht davon abbringen, so daß die beiden auf eine andere Unterkunft
ausweichen mußten. Diese hatten sie aus unserem Reiseführer abgeschrieben,
denn für einen eigenen reichte das Geld nicht.
So
macht Reisen wirklich Spaß!? Wie gut, daß die wenigsten Touristen aus den
Bettenburgen herauskommen, denn sonst wäre das ganze Land so versaut.
Günter Fischer
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Der
Armbruch in der Wildnis
(2002)
Ich
schildere diesen Vorfall so ausführlich, damit Touristen, die noch nie in einem
Entwicklungsland ähnliche Probleme hatten, sich auf solch eine Situation
vorbereiten können.
Wir hatten uns bei Rudi auf der Ranchesa in Sierra de Agua – ca. 65 km nordöstlich
von Santo Domingo - eingemietet und wollten in den nächsten Tagen die Umgebung
erkunden.
Flamboyan
Unsere zweite Wanderung startete morgens 7.00 Uhr in Richtung Los Haïtises.
Nach ca. 7 km waren wir stehengeblieben, um die Mogotes - Korallenhügel – zu
bewundern. Von hier ist es nicht mehr weit bis in den Nationalpark.
Plötzlich hörte ich, wie etwas hinter mir umgefallen war. Ich drehte mich um,
da lag Helga platt auf der Erde. „Warte, ich helfe Dir auf“, sagte ich und
ging zu ihr. „Du, ich glaube, mein Arm ist ab,“ sagte sie. Mir wurde ganz übel
bei dem Gedanken. Sie probierte, den Arm zu bewegen, es ging nicht. „Nimm
Deine rechte Hand und halte die linke fest, damit der Arm nicht herunterhängt.
Mir war klar, daß der scharfe Bruch bei jeder Bewegung die innere Verletzung
nur noch größer macht. Das Aufstehen klappte gut. Ich setzte sie auf eine
Mauer. „Hast Du Schmerzen?“ „Wenig.“ „Kannst Du allein hier sitzen,
wirst Du ohnmächtig?“ „Ja, es geht, ich glaube nicht, daß ich ohnmächtig
werde“. Etwa 30 m von der Unfallstelle entfernt war ein Haus. Ich ging hin, um
Hilfe zu organisieren.
Zum nächsten Arzt und zum nächsten Krankenhaus waren es 21 km.
Am Haus waren vier Schüler, die mit dem Fahrrad etwa 14 km zur Schule mußten.
Sie kamen bei unserer Unterkunft in Sierra de Agua vorbei. Sie sollten Rudi
Bescheid sagen, daß man uns Hilfe schicken solle. Sein Nachbar Friedel hatte
einen Pick-up.
Neben dem Haus stand ein Ehepaar. Der Mann fragte, ob er versuchen solle, seinen
Pkw in Gang zu setzen. Ich bat ihn darum. Mir war ganz unwohl bei dem Gedanken,
was da auf mich zukam. Abrupt dreht ich mich um, ging zurück zu Helga, hob
unterwegs drei Stöcke auf und brach diese auf Länge. „Wie geht es Dir, hast
Du Schmerzen?“ Ich hatte große Angst, daß sie vor Schmerzen ohnmächtig
werden würde. Ich gab ihr zwei Aspirin. Zu dieser Zeit wußten wir noch nicht,
daß Aspirin ein besserer Blutverdünner als Schmerz-stiller ist.
Ich zog Helga vorsichtig die langärmelige Bluse aus und wickelte sie als
Polster um einen Stock. Dann zippte ich von ihrer Trekkinghose die Beine ab und
polsterte damit die beiden anderen Stöcke ab.
Inzwischen war der Dominikaner mit seinem Auto angekommen. Ich fragte ihn, ob er
es wieder gestartet bekäme, ich brauche noch 20 Minuten, und bat ihn um seine
Hilfe.
Ich hatte bemerkt, daß die Schüler mein Tun interessanter fanden als Schule.
Sie ließen diese sausen und schauten zu. Während meiner Hilfeleistung kam ein
Reiter vorbei. Es stellte sich heraus, daß er nach Sierra de Agua wollte. Ich
trug ihm die gleiche Bitte vor, wie den Schülern. Er ritt auch weiter, kam aber
nicht im Camp an. Weiterhin kam noch ein Mopedfahrer vorbei, ich stoppte ihn und
trug auch ihm meine Bitte vor. Er sicherte mir Ausführung zu und fuhr los.
Ich bat den Dominikaner, die Stöcke am Arm auf Position zu halten, während ich
diese oberhalb des Bruches mit einer Elastikbinde fixierte. Danach setzte ich
eine zweite Binde unterhalb des Bruches an. Aus meinen Hosenbeinen machte ich
mit vier Sicherheitsnadeln einen Tragegurt für den Arm.
Nach etwa 45 Minuten war ich fertig, meine Frau hatte alles ohne große
Schmerzen überstanden.
Der Dominikaner startete seinen Pkw, und ich schärfte ihm ein, ganz vorsichtig
zu fahren, die Señora habe große Schmerzen. Er fuhr tatsächlich ganz
undominikanisch vorsichtig. Die Straße war eine ausgewaschene Piste mit großen
Schlaglöchern und tiefen Querrinnen. Das Fahrzeug setzte nicht ein einziges Mal
auf. Der Fahrer fuhr wie ein kleiner Gott.
Als wir in Sierra de Agua ankamen, setzte sich der Mopedfahrer vor den Pkw und
„zeigte uns den Weg“ zum Camp. Dort standen alle ratlos herum und wußten
nicht weiter. Verärgert sagte ich, daß ich fest mit Hilfe gerechnet hätte. Es
stellte sich heraus, daß der Mopedfahrer nur gesagt hatte, daß meine Frau sich
den Arm gebrochen habe, aber nicht wo, und gleich darauf verschwunden war. Der
Dominikaner mit dem Pkw wollte nicht weiterfahren, also stiegen wir aus.
Ich bot ihm 60 Pesos an, er nahm nur 40. Helga bedankte sich noch für die
vorsichtige Fahrweise.
Der Pick-up war schon klar, und wir fuhren auf einer wenig besseren Piste in
Begleitung einer Dominikanerin zum nächsten Krankenhaus nach Bayaguana, ca. 15
km. Hier sagte man uns, daß man nicht helfen könne, weil kein Röntgengerät
vorhanden sei, gab meiner Frau eine schmerzstillende Injektion und schickte uns
in die Unfallklinik nach Santo Domingo, ca. 50 km. Die Straße war weitgehend
asphaltiert. Es gab aber große Schlaglöcher und schlecht befestigte Strecken.
Fahrzeit über eine Stunde!
Der Fahrer kannte sich in Santo Domingo nicht gut aus und steuerte deshalb erst
einmal das Haus seines Schwagers an. Dieser übernahm dann das Steuer und
brachte uns zum Krankenhaus.
Meine Frau, die Dominikanerin Hilda und ich kamen zur Aufnahme. „Du, mir wird
schlecht“, sagte meine Frau. Da ich sie stützen mußte, bat ich die drei
anwesenden Ärzte auf spanisch um einen Stuhl, aber es rührte sich keiner. Das
Erscheinen von Ausländern hatte sie doch etwas aus der Fassung gebracht.
Heliconie
Es wurden zwei Röntgenaufnahmen angeordnet. Ich mußte an der Kasse 40 Pesos
bezahlen, und man schickte uns los. Vor dem Betreten der Untersuchungsräume
forderte man mich auf, den Notverband zu entfernen. Der Arzt schaute
interessiert zu. So etwas sah er vielleicht zum erstenmal. Vor dem Röntgenraum
warteten viele Leute. Ständig kamen Leute heraus mit Aufnahmen in der Hand.
Nach einer Weile öffnete die Mitarbeiterin die Tür, und die Drängelei ging
los. Sie ließ etwa 10 Patienten ein. Wir rückten nach vorn, Richtung Tür.
Wir stellten uns zu dritt so auf, daß bei der nächsten Drängelei keiner an
uns vorbeikam. So kam ich mit Helga in den Warteraum. Die Helferin schickte mich
hinaus. Da Helga Angst vor einer Ohnmacht hatte und in diesem Falle von der Bank
gefallen wäre, bat sie ihren Nachbarn, mich hereinzuholen.
Als Helga an der Reihe war, ging ich mit in den Röntgenraum. Die Helferin legte
eine riesige Kassette auf die Liege, und Helga mußte sich darauf legen. Den
Schlitten, in den die Kassette eingelegt und unter die Platte geschoben wird,
benutzte sie nicht. In Deutschland röntgt man so etwas im Stehen. Entweder ließ
sich der Tisch nicht mehr senkrecht stellen, oder die Frau war zu faul. Bei uns
röntgt man nur den Oberarm. Sie röntgte den halben Oberkörper.
Strahlenbelastung war ihr fremd oder egal. Nach der Aufnahme mußte sich Helga
wieder aufrichten, damit die Mitarbeiterin an die Kassette mit dem Film kam.
Für die zweite Aufnahme kam sie mit einer etwas kleineren Kassette. Helga mußte
sich wieder hinlegen. Sie schob die Kassette unter den Arm, nahm diesen Helga
aus der Hand und zog ihn gerade. Ich schrie auf und bereue heute noch, daß ich
der unterentwickelten Mitarbeiterin keine heruntergehauen habe. Durch diese Maßnahme
vergrößerte sie die Verletzung im Arm und damit auch die Blutung. Außerdem
verursachte es Schmerzen.
Mit den Aufnahmen gingen wir wieder zur Krankenaufnahme. Man sah sich die Bilder
kurz an, gab mir einen Zettel und schickte mich wieder zur Kasse. Hier zahlte
ich 70 Pesos. Mit der Quittung mußte ich zur Materialausgabe. Jeder vor mir
erhielt zwei Beutel, einen mit Gips und einen mit Binden. Ich erhielt nichts.
Man nahm den Zettel und schickt mich weg. Ich reklamierte. Das sei schon in
Ordnung, sagte der Mitarbeiter. Am Eingang zu den Behandlungsräumen übergab
der aufsichtführende Arzt uns einem Kollegen. Der nahm uns mit. Er ging mit uns
bis zum Speisesaal. Da ließ er uns stehen.
Wir gingen zurück, dahin wo alle mit ihren Tüten standen. Da mußte der
Gipsraum sein.
Alle hatten Tüten, nur wir nicht. Also ging ich wieder zur Materialausgabe.
Dort schickte man mich wieder weg. Ich bestand auf Herausgabe des Materials.
Nach mehreren Versuchen, mich wegzuschicken, gab der Mitarbeiter nach.
Jetzt war Warten angesagt, denn Gipsen dauert länger als Röntgen. Immer, wenn
der Gipsraum sich öffnete, ging die Drängelei los. 12.00 Uhr machte der Arzt
Mittagspause. Es kam eine Vertretung. Dieser Arzt sagte, daß er die Drängelei
nicht wünsche, und befahl, jeder möge sich hinsetzen, er würde aufrufen. Bis
auf uns setzte sich keiner hin, alle standen dichtgedrängt an der Tür zum
Gipsraum. Der Arzt wiederholte seine Aufforderung mit dem Zusatz, daß er wieder
gehen würde und nicht zurückkäme, falls man seine Anweisungen nicht befolge.
Keiner rührte sich. Der Arzt ging und kam nicht wieder. Nach der Mittagspause
kam der andere Arzt zurück, und die Drängelei begann wieder. Helga meinte, daß
wir keine Chance hätten und wohl abends die letzten sein würden. Zum Glück
hatten wir ja Hilda mit. Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es ihr, uns
Einlaß zu verschaffen.
Der Gipsraum war dreckig und es stank bestialisch nach Urin. Helga saß auf
einem Hocker, Hilda kniete davor und mußte die Hand in der Stellung halten, die
den Bruch in die richtige Lage brachte. Ich stand in Bereitschaft für den Fall,
daß Helga ohnmächtig werden würde. Der Chirurg leistete gute Arbeit.
Dies bestätigte man uns in der Unfallambulanz in Kiel. Hilda gab ihm ein
Trinkgeld.
Es ist normal, daß die Menschen hier in Streßsituationen rücksichtslos werden
oder falsch reagieren.
Das kannten wir schon vom Einbooten an der Fähre in Sabana de la Mar. Wir waren
die ersten auf der Mole und die letzten beim Übersetzen. Alle anderen konnten
besser drängeln.
Auch der Mopedfahrer, der unseren Unfall meldete, hatte nichts besseres zu tun,
als im ganzen Dorf die Neuigkeit zu verkünden.
Dieses Jahr war bei Constanza ein Fahrzeug den Berg hinuntergestürzt. Ein
Mopedfahrer wurde in den Ort geschickt, um die Ambulanz zu holen. Als er
an uns vorbeigefahren war, wendete er, kam ein Stück zurück und rief uns zu,
daß er in Eile sei und Hilfe holen müsse, weil ein Auto abgestürzt sei. Auf
dem Weg nach Constanza erzählten uns dann alle, daß ein Auto ..... . Die
Ambulanz kam sehr schnell. Sie hatte eine Rutsche dabei, um den Verunglückten
darauf den Berg hinaufzuziehen. Da die Ambulanz aber schnell zurückkam, mußten
die Bewohner ihn schon hochgeschafft haben, sicherlich aber ohne Rutsche.
Deshalb
unser dringender Rat an alle, die Urlaub in einem Entwicklungsland machen:
1.
Frischen Sie Ihre Kenntnisse in erster Hilfe auf!
2.
Reisen Sie nicht allein. Die Leute bringen Sie garantiert zum Arzt, aber
mit Sicherheit nicht fachmännisch!
Das
mußte ein Bekannter dieses Jahr erleben, der in den Bergen bei Santiago Rodríguez
lebt. Er war im Suff auf den Stuhl gestiegen, um die Glühbirne zu wechseln, und
dabei heruntergefallen. Ergebnis: Oberschenkelhalsbruch! Man lud ihn ohne jede
Versorgung auf seinen Pick-Up und transportierte ihn auf einer miesen Piste, die
auch noch durch zwei Bäche führt, ins nächste Krankenhaus. Von hier ging es
weiter nach Mao. Er ist unterwegs vor Schmerzen ohnmächtig geworden.
Wenn Sie jetzt glauben, daß es unterentwickelte Menschen nur in Entwicklungsländern
gibt, dann muß ich Sie eines Besseren belehren.
Zu Hause kam dann der Ärger mit der Urlaubsreisekrankenversicherung (Gothaer).
Diese wollte den Transport (50,-- E) nicht bezahlen, weil er nicht mit einem
Krankentransportfahrzeug durchgeführt worden war. Dies war in den Bedingungen
nicht gefordert! Es half nichts, daß ich dem „Sachbearbeiter“ mitteilte,
ich hätte meine Frau mindestens 12 Stunden allein lassen müssen, denn bis zum
nächsten Telefon waren es 21 km. Ob eine Ambulanz gekommen wäre, wage ich zu
bezweifeln.
Auch
wenn Sie Ausflüge mit örtlichen Veranstaltern machen, müssen Sie davon
ausgehen, daß das einheimische Begleitpersonal nicht in erster Hilfe geschult
ist.
Günter
Fischer
[zurück]
Fahrt
von Constanza nach San José de Ocoa
(1997)
Wir
hatten herausgefunden, daß wöchentlich dreimal ein Gefährt diese Strecke fährt.
Die einen sagten, es sei ein Autobus, die anderen, ein Jeep. In Wirklichkeit war
es dann ein Landrover. Zwischen 10.00 und 11.00 Uhr sollte das Fahrzeug von Ocoa
in Constanza ankommen und je nachdem, wie voll es ist, spätestens 13.00 Uhr
abfahren. Die Fahrzeit sei je nach Wetterlage mindestens drei Stunden.
Rechtzeitiges Erscheinen sei notwendig, um gute Plätze zu reservieren. Diese
Angaben mit einigen Varianten hatten uns mindestens sechs Personen gemacht.
Dabei stimmten fünfmal die Tage überein. Also fanden wir uns 9.00 Uhr mit Sack
und Pack an der Haltestelle ein. Gleich erhielten wir Angebote von Conchofahrern
(Mopeds und Kleinkrafträder), uns in drei Stunden für 600 Pesos über die
Berge zu fahren. Auf meine Zweifel meinte einer, das sei nicht schlimm:
"Gestern war ich drüben." Aufregend war die Sache für uns schon,
denn es war schon immer mein Wunsch gewesen, einmal quer über die Cordillera
Central zu fahren. Nach Karte gibt es vier Wege, voriges Jahr hatten wir noch
von einem weiteren erfahren, und dieses Jahr wieder. Wobei die letzten beiden
Wege nicht über den Kamm führen, sondern nur nördlich des Kammes von einem
Tal zu einem anderen. Das Problem ist, von zwei Wegen weiß keiner, ob sie
wirklich existieren, und zwei weitere werden ganz selten befahren. Der Weg über
Restauración wird ganz unregelmäßig von Händlern benutzt, die den Umweg über
Santo Domingo scheuen. Man könnte sich jeden Morgen mit Sack und Pack an die
Straße stellen in der Hoffnung, daß ein Fahrzeug kommt und noch Platz für
zwei Personen hat. Diese Möglichkeit schied für uns aus. Also blieb nur der
Weg von Constanza nach Ocoa über Valle Nuevo. Um die Möglichkeit einer solchen
Reise zu erkunden, waren wir wieder nach Constanza gekommen. Vor zwei Jahren
wurde diese Strecke noch nicht regelmäßig befahren. Warten und Aufregung
machen hungrig. 9.30 Uhr hatte ich solchen Hunger, als ob ich kein Frühstück
gehabt hätte, und fing an, von unserer Marschverpflegung zu essen.10.00 Uhr war
uns klar, daß wir mit dem restlichen Proviant nicht bis über den Berg reichen
würden. Also ging Helga los, um einen großen Beutel galletas zu kaufen. Gegen
10.30 Uhr kam ein uralter, klappriger Landrover mit drei Ersatzrädern auf dem
Dachgepäckträger an und lud Fahrgäste aus. Zuerst meldete ein Conchofahrer
dem Fahrer unser Interesse, dann sprach ich mit ihm, um die beiden Plätze vorne
zu reservieren. Er nickte nur und fuhr eine Runde durch den Ort. 12.00 Uhr kam
er beladen von seiner Rundfahrt zurück. Der Fahrer hatte für die colmados am
Wege eingekauft: Acht Kisten Getränke, Kuchen und viele andere Kartons und Säcke.
Jetzt
ging es ans Stauen. Helga hatte sich gleich vorne hingesetzt und hielt den Platz
für mich frei. Ich kümmerte mich um unser Gepäck, damit es nicht unter einen
der Säcke zu liegen kam oder sich gar jemand draufsetzte. Der Landrover hatte
vorne eine Sitzbank und hinten je eine an den Außenseiten. Die Mitte war für
Gepäckstücke und, soweit noch Platz vorhanden, für die Beine. Drei
Mitreisende versuchten, es sich auf dem Dachgepäckträger bequem zu machen. Die
Reserveräder hatten sie aufrecht gestellt, damit mehr Säcke Platz hatten.
Bisher hatten alle unseren Anspruch auf die Sitzplätze vorn respektiert. Auch
ein dicker Polizist in Zivil hatte sich hinten hineingezwängt. Zehn Minuten vor
Abfahrt kam noch eine Schöne in weißer Rüschenbluse und Jeans. Die Bluse
hatte sie vorn unter der üppigen Brust zusammengebunden, so daß viel Bauch zu
sehen war. Dies war die Chance für den dicken Polizisten! Er räumte seinen
Platz, zerriß einen leeren Karton und zwängte sich neben uns. Den Karton
benutzte er, um seine Massen, die gegen die ungepolsterte Tür und das Türschloß
drückten, abzupolstern. Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß seine Pistole,
die er im Gürtel stecken hatte, gegen meine Hüftknochen drückte. Mit der
Bemerkung, er sei comandante von Ocoa, steckte er diese dann auf die andere
Seite. Der Fahrer hatte noch den Ölstand kontrolliert und Wasser nachgefüllt.
Um 12.50 Uhr ging dann die Fahrt los. Der comandante bekreuzigte sich, und ich
dachte, so schlimm wird es hoffentlich nicht werden. Im Fahrzeug saßen 12
Erwachsene und zwei Kinder, drei saßen auf dem Dachgepäckträger, und ein
Mitfahrer stand hinten auf dem Trittbrett.
Der Weg verläßt schon nach drei Kilometern das Tal von Constanza. Er geht nach
Osten und steigt die ersten 14 km bis zur Abzweigung zu den Aguas Blancas stetig
an. Danach wird er sehr schlecht und steiler und ist nur noch für geländegängige
Fahrzeuge passierbar. Unterwegs hielt der Fahrer bei den colmados und lud Waren
ab. Es ist erstaunlich, wieviel Pepsi, Fanta und Cola von der armen Bevölkerung
getrunken wird. Uns begegneten nur noch ein Kleinlaster und ein Pick-Up. Ständig
ging es in Serpentinen bergauf, Generalrichtung SO. Der Motor hatte schwer zu
arbeiten, obwohl die meiste Fracht schon abgeladen war. Wir erreichten nach etwa
einer Stunde Anstieg die Grenze des Ackerbaus und damit auch der Besiedlung. Bis
hier oben werden die Felder bewässert. Zeitweise sind zwei Dieselpumpen
notwendig, um das Wasser hoch bis auf die Felder zu pumpen. Das Chassis des
Fahrzeuges wurde so heiß, daß man es durch die Schuhsohlen spürte. Der
comandante meinte, seine Füße würden gekocht. Für ihn war die Fahrt
langweilig. Während wir uns für die Bergwelt interessierten, verlangte er nach
Musik. In Ermangelung eines Radios sang der Fahrer laut und grell. Einige der
Fahrgäste sangen mit und lachten, als der Fahrer noch allein einige Strophen
anhängte. Der Polizist war genervt und sagte, er solle das "Radio"
leiser stellen. Auch dieser Wunsch wurde erfüllt.
Jetzt ging es durch Wald, nur selten gaben die Bäume einen Blick auf die
wunderschöne Bergwelt frei. Das Fahrzeug kletterte höher und höher. Alle
Berge um Constanza lagen jetzt schon weit unter uns. Wir waren so hoch, daß wir
über die Berge von Constanza den Ort selbst sehen konnten. Kurz vor dem Paß
sahen wir einen Hinweis auf Hütten, die gemietet werden können. Den Schlüssel
gibt es in Santo Domingo. Der Paß befindet sich in ca. 2.400 m Höhe ca. einen
Kilometer westlich des Funkmastes, den man auf dem höchsten Berg im SO von
Constanza sieht. Dann fällt der Weg leicht ab ins Valle Nuevo. Die Piste war
recht gut. Der Fahrer nahm den Leerlauf und ließ die alte Kiste rollen. Das
Fahrzeug erreichte dabei Geschwindigkeiten, die mit Motor nicht möglich sind.
Der comandante bekreuzigte sich erneut. Beim colmado in Valle Nuevo war eine
kurze Rast. Der Fahrer lieferte ein Paket Kuchen ab. Die Schöne drängte zur
Weiterfahrt. Sie fror. Hier oben ist es wesentlich kühler. Ich gab ihr wortlos
meine Trainingsjacke. Wir waren wärmer angezogen . Man hatte uns vorgewarnt. In
Valle Nuevo wohnen Leute in ausgedienten Containern. Wir sahen eine
Apfelplantage und "Gewächshäuser" (Pflanzenzucht unter Netzen). Hier
oben ist ein Militärposten, und zwei Soldaten stiegen aus. Während der
comandante noch ein Bier trank, füllte der Fahrer Kühlwasser ein, stieg ein
und streichelte die Schenkel der Schönen. Als diese bemerkte, daß ich das sah,
gab sie der Hand des Fahrers einen leichten Klapps. Der comandante stieg ein und
reichte die Bierflasche dem Fahrer. Der trank sie aus, und die Fahrt ging
weiter. Immer wenn das Fahrzeug hielt, blieb der Fahrer sitzen und trat die
Bremse, oder ein Mitfahrer mußte einen Stein vor ein Rad legen. Das Fahrzeug
hatte keine Handbremse. Wir passierten eine Pyramide, die den Mittelpunkt der
Republik und die Himmelsrichtungen markiert. Bis zum Ausgang des Nationalparkes
fällt die Piste leicht ab. Während der Fahrt strich sich der Fahrer wiederholt
über das Gesicht oder verrutschte seine Mütze. Er war müde. Schließlich saß
er seit sechs Uhr hinter dem Steuer. Dann standen wir vor einem verschlossenen
Tor. Ein Soldat sollte zusteigen. Er rief nach seinem Gewehr. Es vergingen
einige Minuten, bis es vom Camp gebracht wurde. In der Zwischenzeit schäkerte
der Fahrer mit dem Fuß der Schönen. Gemächlich bückte sich der Posten, nahm
den Schlüssel von einem Stein und öffnete das Tor. Weiter ging die Fahrt durch
Wolken. Es war zeitweise so dunkel, daß wir uns fragten, ob die Scheinwerfer
wohl funktionierten, falls es noch dunkler werden sollte. Aber schon nach
wenigen Kilometern Abstiegs hatten wir freie Sicht über die Bergwelt. Es sah
aus wie eine Reliefkarte in unnatürlichen Farben. Der Grand Cañon kann nicht
beeindruckender sein. Steile Abhänge mit Ackerbau bieten ein phantastisches
Bild. Wir sahen die größten Kartoffeln, die wir je zu Gesicht bekommen haben,
groß wie Kinderköpfe, und Kaffeeanbau. Die nächste Stunde brachte einen mühsamen
Abstieg von fast 2.000 m Höhenunterschied. Immer öfter rieb sich der Fahrer
mit der Hand über das Gesicht. Er hielt den Kopf aus dem Fenster, damit ihn der
Fahrtwind wachhielt. Der Weg ist teilweise sehr schmal und die Serpentinen sehr
eng. Eine Serpentine nahm der Fahrer zu eng, und das Fahrzeug rutschte auf den
Abhang zu, kam aber trotz der profillosen Reifen zum Stehen. "Nochmal",
sagte der commandante. Der Fahrer setzte etwas zurück und schaffte im zweiten
Anlauf die Kurve. Der Abstieg war schier endlos, denn das Fahrzeug konnte nur
sehr langsam fahren. An den Steilhängen sahen wir Felder, Bewässerungsanlagen
und vereinzelte Hütten. Endlich, nach 3 1/2 Stunden, erreichten wir die
Talsohle. Dann ging es wieder leicht bergan in ein anderes Tal, und wieder ging
es begab. Nach vier Stunden erreichten wir Sabana Larga. Hier ist die Kaserne,
der comandante stieg aus. Erleichtert atmeten wir auf, denn nun wurde es etwas
bequemer für uns. Unser Hotel liegt sehr zentral, und der Fahrer setzte uns,
schmutzig wie noch nie, nach
4 1/2 Stunden Fahrt davor ab. Die Schöne gab mir meine Trainingsjacke zurück.
Das Fahrzeug mußte um einiges sauberer sein, wenn ich mir das Rückenteil der
Jacke ansah - nicht nur Staub, sondern auch Schmiere. Erleichtert stiegen wir
aus. Ein Abenteuer für 2,50 E/Person war zu Ende.
Günter Fischer
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Die
Fahrt nach Río Limpio (1997)
Auf Empfehlung unserer Vermieterin
in Loma de Cabrera unternahmen wir die Fahrt ans Ende der Welt. Die ersten 14 km
ist die Straße gut ausgebaut und führt ca. 400 m bergauf. Wir standen auf der
Ladefläche eines kleinen Lkws und hatten eine wunderschöne Aussicht über die
Bergwelt. Panoramen sind allerdings rar, aber die Blicke in die grünen Täler
mit den steilen Hängen sind schon wunderschön. Die letzten 22 km waren sehr
unwegsam. Anfangs war
die Piste irgendwann einmal befestigt gewesen. Der Weg geht mehrfach steil
bergab und -auf und überquert vier Wasserläufe. Gleich am ersten Steilhang
drehten die Hinterräder mit den völlig abgefahrenen Reifen auf der
aufgeweichten Piste durch. Der Fahrer kannte dieses Spiel, er setzte bis auf den
letzten Berghang zurück. Während dieses Manövers fuhr ein beladener LKW an
uns vorbei. Er schaffte den Anstieg ohne Probleme. Beim zweiten Anlauf gab unser
Fahrer mehr Gas. Mit viel zu hoher Geschwindigkeit brummte er den Berg hinunter,
durch das Tal, den Hang hinauf und erreichte die Anhöhe. Oben stoppte er neben
einem Steinbruch. Wir luden große Steine auf. Ein Seil sollte diese am
Herunterfallen hindern. Dabei wurde mir klar, daß uns noch einiges bevorstand
und der letzte Anstieg nur eine Kostprobe war, denn der Fahrer verstand sein
Handwerk. Inzwischen war das Fahrzeug so hoch geklettert, daß in den Tälern
unter uns die Wolken schwebten. Río Limpio liegt schon jenseits des Kammes der
Cordillera Central. Die Steine auf der Ladefläche waren ständig in Bewegung
und wanderten völlig frei auf dem hinteren Teil herum. Nur seitlich hatte die
Ladefläche zwei dicke Leisten, die sie am Herunterfallen hinderten. Als ein
Stein herunterzufallen drohte, informierte ich den Fahrer. Seine erste Frage
war, ob er schon einen Stein verloren habe, schließlich waren einige Steine so
groß, daß sie ein Verkehrshindernis darstellten. Wir befestigten das
Reserverad mit einer Leine ganz hinten auf der Ladefläche, je ein großer Stein
kam links und rechts seitlich des Rades zu liegen, so daß er sich mit diesem
und der seitlichen Leiste verkeilte, die kleineren Steine legten wir davor.
Diese Sperre hielt, die großen Steine wanderten fortan nicht mehr. An einigen Hängen
sahen wir Spuren von Brandrodung. Dies ist verboten und wird mit Gefängnis
bestraft. Hier oben ist der Arm des Gesetzes scheinbar zu kurz. Kurz vor dem
Ziel war noch eine Steigung, die mir die Sprache verschlug. 200 m vor dem Gipfel
drehten die Räder abermals durch. Der Fahrer ließ uns alle absteigen - die
Steine blieben drauf - und setzte wieder weit zurück. Wegen der tiefen Rinnen
war eine höhere Geschwindigkeit nicht möglich. Auch diese Steigung überwand
der LKW, und wir stiegen oben wieder auf. Dann ging es langsam bergab. Nach 2 km
hatten wir freie Sicht auf ein großes, grünes Tal. An den Berghängen hingen
die Wolken. Die Gipfel der Berge waren nicht zu sehen. Mitten
im Tal, auf Hügeln liegt das Dorf Río Limpio (sauberer Fluß). Der Fahrer
sagte uns noch, wo der Leiter des schwedischen Projektes wohnte und wo das Büro
war. Die Fahrt hatte mich so mitgenommen, daß ich die erste halbe Stunde wie
geistesabwesend auf meine Gesprächspartner wirkte. Zuerst klopften wir an das
Haus des Schweden Håkan Blomberg. Wir hatten uns vorgenommen, diesen, weitab
von seiner Heimat, auf schwedisch zu begrüßen. Er war nicht da. Wir meldeten
uns im Büro und fragten nach Klaus, dem deutschen Mitarbeiter. Die braune
Mitarbeiterin rief einen kleinen Jungen, der uns 50 m weit führte, dann verließ
ihn der Mut. Wir fragten uns durch. Jeder hier kennte den Arzt. Klaus war zuerst
sprachlos, als er uns sah. Touris sind hier oben die absolute Ausnahme. Wir
baten ihn, uns etwas über das Projekt zu erzählen.
Vor 20 Jahren fing Marc Freedman, ein Amerikaner, hier an. Er wollte den Leuten
helfen, die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen, ohne die Umwelt zu zerstören.
Er zeigte ihnen, wie man Ziegel aus Flußsand, Lehm und evtl. etwas Zement
herstellt, ohne diese zu brennen. Die Leute leben hier in Holzhütten, die für
das Klima nicht geeignet sind. Es regnet oft tagelang, dann ist es in den
zugigen Bretter- und Palmenhütten zu kalt, und die Leute werden krank. Um gegen
die hier übliche Brandrodung anzugehen, zeigte er ihnen Gartenbau mit
Kompostierung, legte Hochbeete an und führte Mischkulturen ein. Obwohl dieses
Projekt noch läuft und reichlich einheimische Mitarbeiter gegen Bezahlung tätig
sind, findet es im privaten Bereich keine Nachahmung. Irgendwann ging Freedman
das Geld aus, die Spenden aus den USA flossen nicht mehr. Er reiste durch
Europa. Hier lernte er in Schweden Håkan Blomberg - führendes Mitglied einer
anthroposophischen Gesellschaft - kennen. Er schaffte es, diesen für sein
Projekt zu begeistern. Nachdem die Schweden selbst mit Mitarbeitern eingestiegen
waren, gab es einen Richtungsstreit, und man trennte sich. Die Schweden machen
jetzt mehr in Richtung Krankheitsprophylaxe, richtige Ernährung,
Familienplanung aus Sicht der Anthroposophen. Dann ist noch ein Projekt des DED
hier. Es geht besonders darum, den Kaffeeanbau zu optimieren, denn für den
hochwertigen Kaffee, der hier erzeugt wird, lassen sich gute Preise erzielen,
besonders wenn dieser selbst vermarktet wird.
Seit 1/4 Jahr gab es hier keinen Strom und im Sommer manchmal drei Monate kein
Wasser, weil die Leitung kaputt ist. Das Wasser ist ohnehin nicht gut, da der Río
zu weit unten angezapft wird, wo schon Felder sind und reichlich Chemie verteilt
wird, auch solche, die sogar dort verboten ist. Die chemische Industrie setzt
hier ab, was sie anderswo nicht mehr verkaufen kann, ohne Rücksicht auf die
Gesundheit der Menschen. Das Wasser wurde nicht untersucht, obwohl sich hier
jeder mit morgendlichem Unwohlsein herumplagt.
Dies war 1997. Als wir 2001 dort waren, war die Piste wesentlich besser, und es
verkehrten regelmäßig Fahrzeuge.
Günter Fischer
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Seit 1995 verbringen wir jeden Winter
einige Wochen als Rucksackreisende in der Dominikanischen Republik. Dabei meiden
wir den Aufenthalt in Touristenzentren. In jedem etwas größeren Ort gibt es
ein kleines Hotel oder eine Pension, wo die Lieferanten übernachten, die selbst
den entlegendsten colmado (Gemischtwarenlädchen) mit Lebensmitteln,
Haushaltsutensilien, Coca Cola, Zigaretten .... versorgen.
Einer unserer Lieblingsorte ist San José de las Matas am Nordhang der
Cordillera Central. Im Hotel Los Samanes kennt man schon unsere Wünsche und ist
bemüht, sie zu erfüllen. Wir lieben Licht, Luft und Ruhe. Deshalb bekommen wir
immer eines der beiden hinteren Zimmer mit zwei Fenstern über Eck. Leider wird
das Mobiliar von Jahr zu Jahr brüchiger. Ab und zu wird etwas Neues
angeschafft, wenn es das Alte absolut nicht mehr tut.
Der erste Gegenstand, den wir überprüfen, ist immer das Bett, da Günter
Wirbelsäulenprobleme hat. 1998 war die Matratze zwar neu, aber der
Unterbau war durchgebrochen. Ein bequemes Liegen war unmöglich. Was nun?
Die einfachste Lösung schien uns zu sein, den Unterbau auszutauschen. Da wir am
Tage immer die einzigen Gäste dort sind und alle Zimmertüren offen stehen,
gingen wir auf die Suche nach einem gleichen Bett, das bald gefunden war. Jetzt
trugen wir den zerbrochenen Unterbau hierher und den intakten in unser Zimmer.
Da aber die Möbel hier von Familienbetrieben in Handarbeit hergestellt werden,
gibt es keine Maßarbeit. Unser Bett war einen knappen Zentimeter zu kurz. Also
mußte das ganze Bettgestell ausgetauscht werden. Aber wie sollten wir das
Monstrum durch die Tür bringen?
Während wir noch ratschlagten, kamen zwei Hotelbedienstete den Gang entlang.
Wir schilderten ihnen unser Problem. Sie sahen auch schnell ein, daß Zerlegen
die einzige Möglichkeit war, und einer marschierte ohne mit der Wimper zu
zucken los, um Werkzeug zu holen. Das einzige, was er fand, war eine Kneifzange.
Damit konnte er die Vierkantmutter zwar packen, aber der flache Schraubenkopf
drehte sich mit. Ratlos und voller Bedauern sah er uns an. Günter holte nun
sein Fahrtenmesser und klemmte damit den Schraubenkopf fest. So ging es, wenn
auch mühsam, und unsere Helfer atmeten erleichtert auf.
Nachdem ein Bettgestell zerlegt war, trugen die beiden die Teile in unser
Zimmer, während Günter das andere zerlegte. Meine Aufgabe war es aufzupassen,
daß bei dem Hin- und Hertragen die Teile nicht verwechselt wurden.
Die Idee, uns aufzufordern, doch ein Zimmer mit gutem Bett zu beziehen, kam den
beiden Männern gar nicht. Sie wußten, was wir gerne hatten, und das sollten
wir auch bekommen.
Als alles erledigt
war, stellten wir fest, daß das Moskitonetz erhebliche Löcher aufwies. Das an
dem anderen Bett war aber neu. Also wurde auch das ausgetauscht. Danach wurde
der beinamputierte Tisch durch einen vierbeinigen ersetzt, ebenso die Stühle.
Jetzt störte uns nur noch der alte, zerrissene Duschvorhang. Auch dafür fanden
wir Ersatz.
Jetzt war unser Zimmer so wohnlich, daß wir es gut ein paar Tage aushalten
konnten - besonders bei so freundlichem, zuvorkommendem Personal!
Helga Fischer
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Dominikanisch
- deutsches Reinschiff
Seit 1995 ziehen wir jeden Winter mindestens sechs Wochen mit dem Rucksack durch
die Dominikanische Republik. Wir suchen den Kontakt zu den einfachen Menschen
und wohnen in kleinen Hotels, fernab vom Tourismus, oder bei privaten
Zimmervermietern.
Unser Zimmer in Sajoma war reichlich schmutzig. Unter dem Wasserreservoir in der
Dusche roch es übel, wie in den Vorjahren auch. Hier war mindestens zwei Jahre
nicht saubergemacht worden, denn im letzten Jahr hatten wir im Zimmer gegenüber
gewohnt. Ich kippte das Wasser aus und stellte die Schüssel senkrecht an die
Wand. Die Fliesen in der Dusche waren voller Pilze. Am zweiten Tag hielten wir
das nicht mehr aus und baten die Reinmachefrau, die Dusche zu säubern. Als
erstes stellte sie die Schüssel wieder hin und drehte die Dusche auf, um die
Schüssel wieder zu füllen. Ich stoppte das Vorhaben, drehte die Dusche zu und
stellte die Schüssel wieder an die Wand, zeigte ihr den Schmutz auf den Fliesen
und daß sich die Pilze noch weitgehend entfernen ließen. Sie rieb ein wenig
darauf herum, schüttete Wasser gegen die Fliesen, feudelte alles trocken und
verschwand. Da Sonntagnachmittag war, hielten wir sie nicht zurück. Als wir
beschlossen hatten, noch zu bleiben, bis eine weitere 5 Gallonen-Wasserflasche
aufgebraucht war, bereiteten wir unser Zimmer für Großreinemachen vor. Unser
Gepäck, Zahnputzzeug, Kulturbeutel, Seife, Mückennetz und Kopfkissen kamen in
den Schrank, Stühle Schuhe, Wasserflasche und Wasserbottich auf den Flur. Dann
warteten wir, bis das Musterexemplar erschien. Wir baten sie, bei uns
anzufangen, da wir noch wandern wollten. Als erstes wollte sie das Bett
abziehen. Das verhinderte ich und zeigte ihr, daß man zuerst Decke und Wände
von Spinnweben säubert. Sie wußte sogar, wie diese heißen, aber auf die Idee,
sie zu entfernen, kam sie von selbst nicht. Jetzt hatte sie begriffen, daß
heute ein bißchen mehr zu tun war, und fing an, den unteren Teil der Wände
abzuwaschen. Sie reinigte den Fliesensockel von oben und von der Seite. Ich
reinigte den Ventilator und zeigte ihr die Hände voll Staub, die darauf waren.
Sie war aufrichtig überrascht. Dann schickte ich sie ins Bad. Sie schüttete
eine blaue Flüssigkeit ins WC. Da sie keine Bürste hatte, ließ sie es dabei
bewenden und schüttete Wasser gegen die Fliesen in der Dusche. Ich zeigte ihr,
daß die Pilze vorher entfernt werden müssen. Sie schrubbte und stöhnte.
Nachdem sie den losen Dreck abgespült hatte, nahm ich den Reinigungsschwamm und
zeigte ihr, daß da noch mehr wegging. Dann durfte sie ihre Wasserorgie
fortsetzen. Zum Glück hatte sie das Toilettenpapier in das Wandschränkchen
gestellt. Als sie dies aber auch unter Wasser setzte, blieb auch das Papier
nicht verschont. Sie rieb die Badtür ab und setzte sie unter Wasser. Dann
feudelte sie das Wasser auf und wischte das Zimmer. Ich zeigte ihr noch, daß
die Fenstersimse auch gesäubert werden müssen. Jetzt dachte ich, die Sache sei
überstanden, da kam sie auf die Idee, die Tür von außen zu säubern. Ich
dachte mir, innen sei wichtiger. Das muß Gedankenübertragung gewesen sein,
denn jetzt rieb sie diese Seite auch noch ab und schüttete Wasser dagegen.
Nachdem sie es aufgefeudelt hatte, begann ich, das Zimmer einzuräumen, damit
sie nicht auf die Idee kam, das ganze Zimmer unter Wasser zu setzen. Dann zog
ich die Betten ab.
Zur Ehrenrettung muß gesagt werden,
daß das Hotelpersonal auf dem Lande keine Einweisung, geschweige denn eine
Ausbildung erhält. Die Leute sind willig, aber sie haben keine Ahnung, was
notwendig ist und wie sie es machen sollen.
Günter Fischer
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Der
Überfall (2003)
Überfallen
werden kann man überall, nur ist das Strickmuster oft verschieden.
Mein
Ziel ist es, möglichst viele Leute zu sensibilisieren, sich auf einen Überfall
vorzubereiten, um dann nicht kopflos zu reagieren und unvorbereitet
in die Machete zu laufen.
Am 9.3.03 wollten wir den vierten Zugang zum Salto El Limón (Halbinsel Samaná)
erkunden. Wie üblich verließen wir vor 8.00 Uhr das Hotel in Las Terrenas und
fuhren mit dem camioneta (Pick-up) nach El Limón. Der Weg führte uns durch das
Dorf zum Fluß. Hier wuschen zwei Frauen ihre Wäsche. Wir mußten den Fluß
dreimal durchwaten. Vor der letzten Durchquerung auf einer Landzunge waren drei
Kinder mit Pferden und ein Reiter, der sein Pferd wusch. Der Weg hinter dem Fluß
war sehr eng und stieg stark an. Zuerst überholten uns die Kinder und bogen ab
in die Berge. Dann kam der Reiter. Auch er überholte uns, blieb aber immer im
gleichen Abstand vor uns und drehte sich ständig nach uns um. Er versuchte, uns
vom richtigen Wege wegzulocken. Wir merkten dies jedoch und kehrten um. Er
wendete sein Pferd, und schnell stand er neben mir, zog die Machete aus der
Scheide und verlangte 100 Dollar. „Si, claro“, sagte ich zu ihm und zu
Helga: „Hau‘ ab!“. Sie ging auch etwa 10 m weg, entschied sich aber, mich
nicht allein zu lassen. Das paßte nicht in meinen Plan, denn ich wollte
weglaufen, und wenn ich entkommen sollte, war sie in Gefahr. Jetzt war aber
wirklich keine Zeit für Diskussionen. Auf alle Fälle standen wir nicht mehr
nebeneinander, und er mußte seine Aufmerksamkeit teilen. Ich überlegte noch,
ob ich ihm das Portemonnaie so zuwerfen sollte, daß er es unmöglich fangen
konnte und es auf der anderen Seite des Pferdes zu Boden fiel. Sobald er von mir
abgelenkt war, wollte ich sein Pferd mit aller Wucht treten. Ich verwarf den
Plan, weil ich nicht wußte, wie das Pferd reagieren würde. Ich lief weg, im
Zickzack zwischen den Bäumen, so daß er mit dem Pferd nicht folgen konnte. Er
rutschte herunter von dem Tier und rannte mit der Machete hinter mir her. Ich wußte,
etwa 50 m weiter ging es sehr steil einen Abhang zum Fluß hinunter. Ich wollte
sehen, ob er mich so weit verfolgen würde. Nach 30 m war meine Flucht zu Ende.
Ich war an einer Wurzel hängen geblieben und gestürzt. Nun lag ich auf dem Rücken,
der Rucksack unter und er mit der Machete über mir. „100 Dollar, 100
Dollar!“, wiederholte er seine Forderung. „Si, si“, sagte ich und rief
Helga zu: „Schmeiß‘ das Pferd.“ Er wurde noch nervöser, denn er wußte
ja nicht, was ich rief. „De me la cámera, la cámera“, sagte er, denn er
hatte längst gemerkt, daß es gar nicht so einfach ist, einen Fremden zu überfallen.
Seine Unsicherheit nutzte ich jetzt aus und fing an zu keuchen, so gut und laut
ich konnte. Er muß gedacht haben, gleich geht es mit dem Alten (ich war 63
Jahre alt) zu Ende. Der Räuber reagierte so unüberlegt, kam mir mit seinem
Kopf mehrfach so nahe, daß ich ihm mit einem Tritt hätte den Unterkiefer zertrümmern
können. Ich tat es ganz bewußt nicht, um ihn nicht zu veranlassen, mit der
Machete zuzuschlagen. Ich hatte ihn ja sehr gut unter Kontrolle und nutzte dies
aus, um Zeit zu gewinnen. „De me tiempo, soy un hombre viejo“ (Gib mir Zeit,
ich bin ein alter Mann), sagte ich und keuchte weiter. Helga hatte inzwischen
das Pferd mit Kokosnüssen beworfen. Beim zweiten Wurf setzte es sich in
Porzellanrose
Bewegung und lief weg. Jetzt gab er auf, lief seinem Pferd hinterher und war
nicht mehr zu sehen.
Wir bewaffneten uns mit Steinen und traten den Rückzug an. Die Polizei in Las
Terrenas hörte sich das an und bat uns am nächsten Tag 13.00 Uhr
wiederzukommen, um die Führer, die die Touristen zum Wasserfall führen, in
Augenschein zu nehmen. Als wir am anderen Tag zur Polizei kamen, waren die
beiden Mitarbeiter vom Vortag nicht mehr da. Keiner wußte etwas von dem
Vorfall, oder man tat jedenfalls so, fragte aber, was man uns gestohlen hätte.
„Nichts“, war die Antwort. Damit war die Sache für die Polizei
uninteressant. Wir sprachen noch mit einem Kenner der Szene, der sagte, die
Polizei
macht gemeinsame Sache mit dem Täter. „Solange der Euch nicht verletzt und
der Polizei die Hälfte der Beute abgibt, passiert ihm nichts.“
Ich hatte mich geistig auf solch eine Situation vorbereitet und habe die Nerven
behalten und mein Konzept durchgeführt. Der Mann mußte aufgeben, weil er
allein war und uns nicht verletzen wollte. Er konnte nur einen von uns bedrohen.
Ich hatte ihn veranlaßt, sein Pferd zu verlassen, und als dieses dann auch noch
abhaute, war er hoffnungslos überfordert.
So, nun meine Vorbereitungen: Wir waren jetzt 87 Wochen drüben, nie in einem
Touristenhotel, immer nur mit den Einheimischen zusammen. Wir sprechen so gut
spanisch, daß wir immer verstehen, worum es geht, wenn die sich unterhalten.
Das meistgebrauchte Wort ist Peso. Daraus kann man erkennen, daß die Gespräche
nicht anspruchsvoll sind. Das können sie auch gar nicht sein, weil die
Schulbildung so miserabel ist, daß wir uns das nicht vorstellen können. Die
Leute können gar nicht oder nur wenig lesen und schreiben. Deswegen ist es
nicht hilfreich, den Leuten ein Wort im Wörterbuch zu zeigen. Aus Erfahrung
wissen wir, wie unendlich schwierig es ist, den Leuten, die bereit sind zuzuhören,
etwas zu erklären, weil sie ganz einfach nicht folgen können, da sämtliche
Grundlagen und vor allen Dingen das Denken fehlen. Denken muß man lernen. Bei
der dortigen Unterrichtsmethode ist das aber gar nicht eingeplant! Seit 1999
gibt es zwar neue Lehrbücher, die zum selbständigen Arbeiten und damit auch
zum Denken anleiten sollen, aber die Lehrer sind immer noch die alten. Und genau
auf diesem Manko baute meine Vorbereitung auf. Also, den Ablauf nicht vom
Angreifer bestimmen lassen, sondern seinen Plan durcheinanderbringen und selbst
die Handlung bestimmen.
Wenn man an einen Killer gerät – was aber selten der Fall ist -, dann
funktioniert das nicht, aber dann hat man sowieso keine Chance, wenn man
unbewaffnet ist!
Der Räuber hatte uns regelrecht aufgelauert. Das funktioniert nur dort, wo ständig
Touristen hinkommen. Da wir nun die ersten waren, weit vor den anderen, mußten
wir dran glauben. Das heißt natürlich nicht, daß Sie da, wo keine Touristen
hinkommen sicher sind. Bestes Beispiel hierfür der Überfall 2007 an der Playa
Bozo de Pojolo - siehe Reisebericht 2007.
Künftig werden wir solche Ziele mit der Herde, allerdings nach wie vor ohne Führer,
ansteuern. Einen Führer zu nehmen, ist keine Lösung. Auch der kann Sie überfallen.
Dieses Risiko, daß man Ihnen auflauert, besteht nicht in Gegenden, wo kaum
Touristen hinkommen. Wenn ich daran denke, in welch entlegenen Winkeln wir
herumgekrochen sind! Und wir hatten nie ein ungutes Gefühl. Manchmal war es so
einsam, daß Kinder vor uns weggelaufen sind und Frauen wegsahen, weil wir die
ersten Fremden waren, die sie sahen.
Weiter müssen wir daraus lernen, es genügt nicht, wenn man ganz bescheiden drüben
herumläuft. Für einen Dominikaner ist ein Tourist immer reich!!! Allein die
Tatsache, daß alle, die drüben aufkreuzen, ein Ticket für 28.000 Pesos
erworben haben, macht ganz offensichtlich manche Dominikaner verrückt!
Können Sie sich vorstellen, daß ich wegen unseres Verhaltens gegenüber dem
„armen Dominikaner“ beschimpft worden bin? Er habe das nur getan, weil er zu
Hause hungernde Kinder habe! Blöde gibt es eben überall!!!!!!!
Für uns steht fest, wir fliegen nächstes Jahr wieder rüber. Wir suchen
Begleiter nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stärker.
Wir sind dieses Jahr (2005) zu viert den gleichen Weg zum Salto gegangen.
Ich kann nicht sagen, daß ich völlig unberührt an der Stelle des Überfalls
vorbeigegangen bin.
Günter Fischer
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Mit
einem bayerischen Dorfdeppen unterwegs oder die Axt im Walde
Im
letzten Jahr waren wir mit K + K drei Wochen unterwegs gewesen. Es gefiel ihnen
so gut, daß sie nach drei Wochen wiederkamen, um mit uns weitere 3 Wochen
zu reisen.
Dieses Jahr kamen wir in Puerto Plata an und sie in Punta Cana. Wir wollten uns
in Santo Domingo treffen. Unsere Begleiter waren ein 48 Jahre alter
unverbesserlicher Bayer und eine 30 jährige Berlinerin. Es war vereinbart, daß
sie die erste Nacht in Higüey bleiben und dann gegen 8.00 Uhr das guagua nach
Sto. Domingo nehmen sollten. Wir wollten unbedingt vermeiden, daß sie im
Dunkeln in der capital ankämen und ohne ein Wort spanisch nach uns suchen müßten.
Wir hatten ihnen zwar den Namen des Hotels genannt, in dem wir absteigen
wollten, aber man weiß ja nie, was so alles passiert.
Als wir in dem vorgesehenen Hotel ankamen, gab es schon die erste Panne. Wir
hatten vor zwei Jahren hier gewohnt, und die Eigentümer waren tüchtig am
Renovieren gewesen. Sie hatten sich eine ganze Etage vorgenommen, und wie wir
jetzt feststellen mußten, war das schief gegangen. Die Renovierung war sehr
schnell zum Stillstand gekommen, und das Hotel war nur noch Stundenhotel. Das stört
uns eigentlich gar nicht, denn diese sind in der Regel auch sauber. Hier störte
uns, daß zweimal täglich kassiert wurde. Also suchten wir uns eine andere
Unterkunft. Diese war schnell gefunden. Wie gut, daß wir vereinbart hatten, daß
K+K einen Tag später kommen sollten.
Am anderen Morgen gingen wir zeitig zur Busendstation, um die beiden abzuholen.
Aus irgendeiner Eingebung meinte Helga, daß wir sicherstellen müßten, daß
sie nicht doch noch in der Nacht angekommen waren und im anderen Hotel auf uns
warteten. Sie ging also noch einmal zum Stundenhotel und ich zur Busstation. Ein
Bus nach dem anderen kam an, aber sie waren nicht dabei. Nach etwa 1 ½ Stunden
kamen sie zusammen mit Helga an.
Was war passiert? Helga fragte im Stundenhotel nach, ob Ausländer hier seien.
Die Mitarbeiterin führte sie bereitwillig zu dem Zimmer. Tatsächlich waren die
beiden hier. Helga machte ihnen klar, daß sie in ¼ Stunde wieder bezahlen müßten,
wenn sie nicht sofort auszögen. Sie wechselten in unser Hotel und kamen dann,
um mich abzuholen. Das war noch einmal gut gegangen.
Diese Panne brachte ihn dazu, sich erst einmal zurückzuhalten.
Nach einem Zwischenstopp in La Romana mit einem Ausflug nach San Pedro wollten
wir weiter nach Bayahibe, das 2005 immer noch als „Geheimtip“ für
Individualreisende gehandelt wurde. Die Vermieter, bei denen wir vor vier Jahren
waren, hatten altershalber ihre Tätigkeit eingestellt. So hatten wir ein
Problem. Nach 1 ½ stündiger Suche gaben wir auf. Für weniger als 650 Pesos
war kein akzeptables Zimmer zu bekommen. Der Wechselkurs war damals 1:50. Der
Tourismus hatte die Preise verdorben. Dazu dröhnte jede Nacht Discomusik vom
nahegelegenen AI-Hotel durch den Ort.
So fuhren wir weiter nach Higüey. Beim Einchecken bat unser Begleiter mich, mit
dem Hotelwirt zu vereinbaren, daß er abends in einem nicht vermieteten Zimmer
fernsehen dürfte. Das Zimmer kostete mit Fernseher 1,00 € mehr als ohne! So
sagte ich zu ihm: „Wenn Du unbedingt fernsehen willst, dann zahle den €
mehr.“
Als wir uns am Abend auf der Terrasse trafen, erzählte er uns: „Unser
Zimmerschlüssel paßt auch zu Zimmer 12!“ Er hatte auf der Suche nach einem
Zimmer mit Fernseher seinen Schlüssel an sämtlichen Zimmern des Flures
ausprobiert. Wir mochten uns nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn er
erwischt worden wäre.
In Miches hatte Helga mit der Vermieterin vereinbart, daß wir kochen durften.
Sie bot K+K an, auch für sie mitzukochen.
Er: „Wenn Du unbedingt für uns kochen willst, dann kannst Du das
tun.“ Helga: „Ich will nicht unbedingt für Euch kochen. Ich koche für uns,
und da macht es mir nichts aus, mehr zu kochen, damit wir alle satt werden. Du
kannst es Dir ja noch überlegen und mir Deine Entscheidung rechtzeitig
mitteilen.“ Später schickte er seine Freundin zu Helga, die die Bitte
vortrug, daß sie doch mit uns essen möchten.
Mindestens dreimal am Tag mußten wir uns anhören, daß die Bayern die besseren
Menschen in Deutschland wären. Sein Nationalstolz ging so weit, daß er sein
Land lächerlich machte. Es war bei den Holandeses in Las Terrenas. Er mußte
der Holländerin unbedingt sein Foto vom letzten Marathonlauf zeigen. Um dem
Fernsehen aufzufallen, hatte er sich eine Hose und ein Hemd aus blauweiß
kariertem Stoff nähen lassen. Er
sagte der Holländerin, dies sei die bayerische Nationaltracht. Für sie laufen
jetzt alle Bayern in blauweiß karierten Kostümen herum.
Wir waren 2003 auf dem Wege zum Salto el Limón überfallen worden (s. Der Überfall).
Für uns sollte es ein Mehr an Sicherheit sein, wenn wir mit Begleitern reisten.
Wir gingen zur Playa Morón, einem ganz einsamen Strand, und noch etwas weiter.
Als wir gemeinsam das zweite Frühstück machen wollten, überkam es ihn, und er
wollte unbedingt baden. Er stand auf und ging zurück zur Playa. Als seine
Freundin einige Tage vorher an der Playa Cosón baden wollte, hatte er sich
geweigert, mit ihr ins Wasser zu gehen.
Ich wollte aber nicht allein mit zwei Frauen in der Einsamkeit bleiben, so
brachen wir die Mahlzeit ab und folgten ihm. Als wir bei ihm ankamen, stand er
neben einem Fischerboot und hatte eine Herrenhose in der Hand. „Hier in dem
Boot liegt eine Hose, und da ist sogar noch etwas in der Tasche drin.“ „Leg
sofort die Hose hin und komm von dem Boot weg“, rief ich.
Er versuchte, durch Boykott unserer Vorgaben die Führung zu übernehmen, indem
er morgens später aufstand als verabredet oder Kaffee trank, weil er dann
hinterher auf die Toilette mußte und es so zum verspäteten Abmarsch kam.
Konnten wir anfangs ohne Probleme um 7.00 Uhr starten, wurde es von Tag zu Tag
später. Durch seine Bummelei haben wir ein Treffen mit einem sehr guten
Bekannten in Las Galeras versäumt. Körperlich war er ein Hüne. Er konnte eine
5-Gallonenflasche (fast 20 kg) ohne Anstrengung 500 m auf der Schulter tragen.
So war die Wasserbeschaffung für mich bequem. Ich führte die Verhandlungen mit
dem Verkäufer und trug die Flasche die kürzeren Strecken. In Hoyo de Cacao
hatten wir eine cabaña gemietet. Bis zum colmado, wo wir das Wasser kauften,
waren es ca. 300 m - für mich unmöglich, die Flasche ohne Abzusetzen zu
tragen. Einmal trank er das letzte Wasser aus und legte sich ins Bett mit der
Bemerkung:“Ich hole heute kein Wasser mehr.“ Es war schon dunkel. Wenn wir
am nächsten Tag früh loswollten, mußten wir noch Wasser holen. Der Weg war
nicht beleuchtet. Damit es nicht zum Krach kam, erbot sich seine Freundin,
mitzugehen, wobei wir uns mit Tragen und Leuchten abwechselten.
Einmal vor einem Ortswechsel stand für die beiden noch über eine Gallone
Wasser zur Verfügung, so daß wir anderen drei meinten, das würde reichen, wir
müßten ja nichts mitschleppen. Am nächsten Tag maulte er: „Ich hätte doch
nicht auf Euch hören sollen, nun habe ich Verstopfung.“ Später einmal war in
der gleichen Situation nur noch etwa ein Liter. Diesmal hätte seine Freundin
gerne noch etwas gekauft. Seine Entscheidung war: „Nein, das reicht“.
In Sabana de la Mar trauten wir unseren Ohren nicht, als er sagte, er hätte
unter den Bustouristen drei mit Badehose und T-Shirt gesehen und fand das
ekelhaft.
Vorher und danach ist er selbst so herumgelaufen.
Seine Achtung gegenüber den Dominikanern war unterentwickelt. Als wir z.B
sagten, der Wasserfall Mahaguarito gehöre Pedro, meinte er ein paarmal ganz
mokant zu seiner Freundin: „Biete ihm doch mal 50 Pesos für seinen
Wasserfall“. Gut, Pedro kann kein Deutsch, aber der Tonfall sagte genug. Auch
als wir bei den Guillén-Brüdern den Kettenanhänger für 30 Pesos kauften,
fiel mehrfach die Bemerkung: „Das Ding hätte er Euch auch schenken können“.
Anschließend hat der Künstler uns durch ein viel größeres Geschenk beschämt.
Seine Freundin litt sehr stark unter den Mücken. In Hato Mayor hatten wir keine
Mückengitter vor den Fenstern, und Mückennetze gab es auch nicht. Sie wollte
sich ein Mückennetz kaufen, aber er verbot es. Am vorletzten Tag unseres
Aufenthalts setzte sie sich endlich durch.
Weiterhin störte uns seine Nassauerei. Immer wenn ich für alle bezahlte, mußte
er mehrfach daran erinnert werden, uns seinen Anteil zu geben. Auch wenn Helga für
alle kochte, bekamen wir deren Anteil frühestens nach der zweiten Mahnung. In Bávaro
legten sich beide am all-inclusive Strand in die Liegestühle und schlugen sich
den Wanst auf Kosten anderer voll.
Als wir uns trennten, besorgten wir ihnen noch telefonisch die Quartiere über
Ostern. Sie dachten nicht daran, uns eine Übernahme der Telefonkosten
anzubieten.
Als wir einmal ein paar Restminuten von seiner Internetzeit verwendeten, um eine
Unterkunft für uns alle zu reservieren, wollte er noch ein paar Pesos von uns
haben. Dann fiel ihm aber doch noch ein, daß es ja auch um ein Quartier für
sie ging.
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