Wandern in der Dominikanischen Republik  für Individualreisende

              von Helga und Günter Fischer

 

 

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Impressum


Reiseerlebnisse

Ein großes Lob für die Polizei von Santiago de los Caballeros

Der Nepp auf Samaná

Der Armbruch in der Wildnis

Fahrt von Constanza nach San José de Ocoa

Die Fahrt nach Río Limpio

Wir richten unser Zimmer ein

Dominikanisch - deutsches Reinschiff 

Der Überfall

Mit einem bayerischen Dorfdeppen unterwegs oder die Axt im Walde

 

Ein großes Lob für die Polizei von Santiago de los Caballeros! (2006)

Wir kamen von Santiago Rodríguez nach Santiago, um uns mit Rucksacktouristen zu treffen, die unser Buch kaufen wollten. Sie waren zum ersten Male mit dem Rucksack unterwegs. So mußten wir viele Fragen beantworten und kamen erst nach Mitternacht ins Bett.

Zur Aufbewahrung der Wertsachen war unsere Devise: Im Hotelzimmer ist alles sicher. Wenn da eingebrochen wird, dann geht der Verantwortliche ins Gefängnis. Diese Meinung haben wir immer weitergegeben.

Um so überraschter waren wir, als wir am 13.2.06 von der Einkaufstour zurückkamen und feststellten, daß jemand zwei Behältnisse durchwühlt und fluchtartig das Zimmer verlassen hatte, denn es war in Unordnung.

Wir verschlossen sofort das Zimmer und gingen zum Eigentümer des Hotels. Ich forderte ihn auf, mitzukommen. Er schickte eine ganz junge Mitarbeiterin. Unter ihrer Aufsicht überprüften wir die durchwühlten Behältnisse. Wir schreiben uns immer auf, wieviel Geld in jedem Behältnis ist. In einer Tasche fehlten 3 x 500 Pesos. Die Mitarbeiterin war sehr betroffen und forderte mich auf, noch einmal zu zählen. Ich erklärte ihr unser System und zählte. Es wurde nicht mehr. Wir verschlossen das Zimmer und gingen zum Eigentümer des Hotels. Der sagte nur, daß er nicht für unsere Sachen verantwortlich wäre, schließlich stände dies in allen Zimmern mit dem Hinweis auf den Tresor, den das Hotel hierfür vorhalte. „In unserem Zimmer ist kein Hinweis. Beim Einchecken wurden wir nicht auf die Möglichkeit hingewiesen,“ sagte Helga. Ich forderte den Besitzer auf, die Polizei zu rufen. Auf weiteres Drängen von mir gab er der Mitarbeiterin Anweisung, uns die Telefonnr. der Polizei zu geben. Wir sollten selber anrufen. Da wir wissen, wie schwierig es ist, in einer fremden Sprache ein Telefonat zu führen, lehnten wir mit Hinweis auf unser Sprachproblem ab und forderten ihn nochmals auf, für uns anzurufen. Wieder gab er Anweisung an die Mitarbeiterin. Als diese das Telefonat beendet hatte, fragten wir, wann die Polizei käme. Es antwortete der Eigentümer: „Vielleicht heute, vielleicht morgen, vielleicht auch gar nicht.“ Deshalb entschlossen wir uns hinzugehen. Wir ließen uns die Adresse geben und fragten, wie weit es sei. Es sei am alten Flugplatz, am Ende der Stadt, sagte der Besitzer. Die Straße kannten wir, also gingen wir los. Schnell hatten wir herausgefunden, daß die Fahrzeuge der Route G dort vorbeifuhren. Es war Rushhour und alle públicos überbelegt. Wir beschlossen, zu Fuß zu gehen. Unterwegs fragten wir mehrfach. Es war erstaunlich, alle Auskünfte, die wir erhielten, deckten sich, was die Richtung betraf. Die Entfernungsangaben differierten erheblich. Es waren knapp 2 km. Am Eingang sagten wir der Wache, daß wir bestohlen worden seien und eine Anzeige erstatten wollten. Wir bekamen sofort die richtige Auskunft. Vor einem abgelegenen Gebäude standen mehrere Personen in Zivil und Uniform herum. Wir trugen unser Anliegen und den Vorfall vor. Danach forderte uns ein Zivilist auf, ihm zu folgen. Er ging an seinen Schreibtisch, nahm sein Tagebuch und begann die Anzeige aufzunehmen. Dabei stellte er noch mehrere Fragen und formulierte die Anzeige selbst. Da wir Schwierigkeiten hatten, seine Handschrift zu lesen, baten wir ihn, uns den Text langsam vorzulesen, dann unterschrieb ich. Er hatte die Anzeige sehr klar formuliert. Zum Schluß gab er uns einen Beleg über die Anzeige mit Aktenzeichen, Datum und Telefonnummer des Bearbeiters und Unterschrift. Es war genau so abgelaufen, wie wir das in Deutschland gewohnt sind. Der Beamte sagte, die Sachlage sei eindeutig, der Eigentümer müsse uns den Schaden ersetzen. Wir baten darum, daß ein Mitarbeiter mit uns ins Hotel kommt. Leider ließ sich keiner der Herumstehenden dazu bewegen.
Als er einen der Herren aufforderte, lehnte dieser ab und ging weg. Wir wurden gebeten, ins Hotel zu gehen, mit der Zusicherung, daß in der nächsten Stunde ein Polizist käme. Auf dem Heimweg, der etwa 20 Minuten dauerte, besprachen wir noch unser Verhalten gegenüber dem Inhaber und beschlossen, morgen wieder zur Polizei zu gehen, wenn diese nicht im Hotel erscheinen würde. Als wir das Hotel betreten hatten, stand ein Zivilist auf und winkte uns zu sich. Er vergewisserte sich, ob wir die Anzeige erstattet hätten, und ließ sich unser Zimmer zeigen. Hier war alles unverändert. Wir erklärten ihm den Sachverhalt und stellten die übliche Ordnung her, die wir beim Verlassen des Hotels herstellen. Danach ging er mit uns zum Eigentümer in dessen Büro. Der Polizist legte dem Wirt die Rechtslage dar und forderte ihn auf, uns den Schaden zu ersetzen. Dieser weigerte sich mit den schon bekannten Argumenten. Wir hatten den Eindruck, daß es sich hier um ein Scheingefecht handelte und ihm sehr wohl klar war, woran er war. Zuerst bot er uns 1.000 Pesos. Wir lehnten ab. Dann sagte er, wir sollten beim Auschecken sagen, daß wir 1.500 Pesos gut hätten. Da wir dem Eigentümer nicht über den Weg trauten, bestanden wir darauf, daß wir sofort einen Beleg erhielten. Das geschah. Wir bedankten uns bei der Polzei und gingen auf unser Zimmer.

Nachbetrachtung: Es fiel mir auf, daß nur zwei Gepäckstücke durchwühlt waren. Unser Tagesrucksack, den wir auf unseren Ausflügen immer dabei hatten, und ein völlig unauffälliges, daß normalerweise nicht zur Aufbewahrung von Geld benutzt wird und von dessen Vorhandensein nur das Hotelpersonal wußte. Weiterhin fiel auf, daß der Wirt keinen Mitarbeiter verdächtigte.

Auf dem Polizeirevier war mir aufgefallen, daß alle Zivilisten eine Waffe trugen. Ein Polizist kam vom Streifengang zurück, entlud die Waffe vorschriftsmäßig und gab diese zurück. Dabei war mir aufgefallen, daß die Zivilisten mit durchgeladener Waffe Dienst tun.

Während des Gesprächs mit dem Eigentümer erhielt der Polizist zwei Anrufe über Funk. Er meldete sich kurz und rief dann über Festnetz zurück.

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Der Nepp auf Samaná (2005)

Als wir 1989 das erste Mal auf die Halbinsel kamen, waren die Leute noch freundlich, ohne daß man sich die Freundlichkeit erkaufen mußte.
Heute empfehlen "Freunde" von Samaná, reichlich kleine Dollarscheine mitzunehmen, dann seien die Leute so freundlich. Für uns ist das eine andere Art der Prostitution!
Ich denke dann nur: Oh, Herr, vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!

Hibiscus
Seit 1995 ziehen wir jedes Jahr mehrere Wochen mit dem Rucksack durch das Land, bisher 94 Wochen!
Ich glaube, daß kaum ein anderer das Land so gut kennt wie wir. Vor der regelmäßig fälligen Reise nach Samaná graut uns. Nirgends im Lande ist der Nepp größer als auf Samaná! Betteln die Kinder an anderen Orten noch a Peso, a Peso, so heißt es hier schon five Dollar, five Dollar. Uns macht das keinen Spaß. Wir betrachten uns als mündige Bürger und können selbst entscheiden, wem wir ein Geschenk machen.
Dieses Jahr waren wir 4 Tage in Santa Bárbara und hatten gleich drei negative Erlebnisse in Sachen Nepp.
1.Wir hatten eine Einladung von zwei Österreichern, die hier eine feste Bleibe mit einem Traumgrundstück haben.
Wir wußten den Namen des Ortes und sollten beim colmado fragen. Der hatte an diesem Tage geschlossen. Also fragten wir die nächste Person nach Willy und Christel. Zuerst stellte sie sich dumm und wiederholte mehrfach die Namen. Dann sagte sie, die Kinder seien in der Schule, die könnten uns führen.
Der Ort ist so klein, da sind höchstens 25 Häuser, da brauchen wir keinen Führer.
Wir baten sie erneut um eine Wegbeschreibung. Sie weigerte sich. Wir ließen sie stehen und überquerten die Straße. Auf der anderen Straßenseite saßen zwei alte Frauen. Noch ehe wir diese erreichten, rief die Frau ihnen zu, sie sollten nichts sagen.
Das taten sie dann auch. Sie wiederholten mehrmals die Namen Christel und Willi.
Wir kamen uns vor wie unter Blöden. Wenige Meter weiter auf der anderen Straßenseite war auch eine Frau. Noch bevor wir diese erreichten, war die erste Frau bei ihr und redete auf sie ein. Wir versuchten trotzdem unser Glück. Sie sagte nichts. Also gingen wir weiter. Da gab die erste Frau auf und rief uns hinterher: Den Berg da hinauf.
2. Wir waren erstmalig an der Playa Rincón. Es ist wirklich einer der schönsten Strände weltweit. Vor unsere Abfahrt in Santa Bárbara hatten wir uns nach den Fahrzeiten erkundigt. 18.00 Uhr sollte das letzte Fahrzeug zurückfahren.
Nachdem wir genug von der Playa hatten, gingen wir zurück nach Rincón, um auf das nächste Fahrzeug zu warten. Im Dorfmittelpunkt warteten die Motos, Motototaxis, Motochonchos und wie sie noch heißen. Ich fragte einen der Fahrer nach der parada für die gua-guas. Das nächste guagua fährt morgen, war die Antwort. Ich hatte nicht gefragt, wann das nächste Fahrzeug fährt, sondern wo die Haltestelle ist. Auch die Frage, ob die guaguas hier vorbeifahren, wurde nicht beantwortet. Wir waren zu viert, und die Fahrer witterten das ganz große Geschäft. Ich sagte ihnen, wir seien keine dummen Touristen, und wir setzten uns in den Schatten. Sie berieten. Dann ging einer auf ein Privatgrundstück und weckte die Leute vom Mittagsschlaf. Nach einer Weile kam er mit einem Mann zurück. Dieser sagte uns, er habe ein Taxi und würde uns für 600 Pesos nach Santa Bárbara fahren, regulär sind 50/Person, also insgesamt 200.
Ich bedankte mich für das Angebot und sagte, daß wir auf das guagua warten würden. Keine fünf Minuten später fuhr der Mann mit einem camioneta mit Plakette des sindicatos Samaná – Rincón vor und wartete auf Gäste. Das war also das reguläre Fahrzeug. Wir stiegen auf. Er machte uns darauf aufmerksam, daß er für uns als Taxi fahren würde, und das koste 600 Pesos. Wir stiegen wieder ab und gingen ca. 200 m in Richtung Santa Bárbara. Hier fragte ich eine Frau, ob dieses guagua nicht das reguläre Fahrzeug nach Santa B. sei. Sie verstand meine Frage nicht. Erst als ich ihr sagte, daß er von uns 600 Pesos haben wolle, verstand sie mein Problem. Wir setzten uns an den Straßenrand und warteten, bis er kam. Wir stiegen auf. Hier sagte er uns wieder, daß er 600 Pesos von uns haben wolle. Ich sagte zu ihm, daß wir uns beim sindicato in Santa B. beschweren würden. Er hatte noch einen Verbündeten gefunden, der setzte sich zu uns hinten auf die Ladefläche und versuchte, uns klarzumachen, daß wir 600 Pesos zu zahlen hätten. Wie dumm die Leute sind, merkt man daran, daß sie nicht denken können. Spätestens als ich mit dem sindicato drohte, hätten sie aufwachen müssen. Hallo, hier sind Leute, die haben Ahnung, die können wir nicht neppen wie die anderen. Als wir in Santa B. ankamen, fragte ich, wo sein sindicato sei. Jetzt machte er die nächste Dummheit und antwortete: Er sei sein eigenes sindicato. Die beiden Frauen gingen los, das sindicato zu suchen, ich weckte den Fahrer des Nachbarguaguas und erzählte ihm die Story. Er wollte es nicht glauben. Ich zahlte 200 Pesos und folgte den Frauen. Auf halbem Wege kamen die uns mit einem Verantwortlichen des sindicatos entgegen. Ich machte ihm klar, wie verärgert ich war, und sagte ihm, daß dieses schlecht für sein Land und den Tourismus sei.  Im Lande gäbe es nur noch ein  sindicato, wo man die Touristen betrüge, und das sei das sindicato Puerto Plata – Río San Juan. Man könne dies in unserem Reiseführer nachlesen und in unserem nächsten Buch könne man gleiches vom sindicato Santa Bárbara – Rincón lesen.
3. Für die Überfahrt nach Cayo Levantado - Entfernung: höchstens 1 km - sollten wir 500 Pesos bezahlen. Zum Vergleich - die Überfahrt von Sabana de la Mar nach Santa Bárbara, ca. 18 km, kostet 150 Pesos. Wir konnten die Leute runterhandeln auf 250.
So verzichteten wir auf die Fahrt. Der Preis war uns ganz einfach zu unverschämt.
4. In Santa Bárbara übernachten wir gewöhnlich im Hotel King. Vor zwei Jahren haben wir 200 Pesos für das Zimmer bezahlt. 2005 wollten sie 350 haben. Das ist für ein einfaches Zimmer zuviel. In der Hauptstadt zahlen wir nur 200. Der Mitarbeiter, der uns den Preis nannte, wurde weggerufen, und so verhandelte Helga mit einer anderen Person. Der schüttelte ungläubig den Kopf, als er den Preis hörte, den sein Kollege haben wollte, und nannte uns ohne zu zögern 250. Damit hieß der erste  bei uns ab sofort nur noch "der Geier".
5. Da unsere Reisebegleiter auf dem Weg nach Punta Cana wieder über Santa Bárbara mußten aber keine Wort Spanisch sprachen, vereinbarten wir mit dem "Geier" schriftlich, daß sie vom 24. - 28.3. (über Ostern) wieder zum gleichen Preis hier wohnen könnten.
Der "Geier" unterschrieb mit vollem Namen, damit jeder im Hotel erkennen könne, daß er dies unterschrieben hat. Als unsere Begleiter dann pünktlich anreisten, wollte er für die ersten drei Tage 1.000 Pesos pro Tag haben. Er ließ sich nicht davon abbringen, so daß  die beiden auf eine andere Unterkunft ausweichen mußten. Diese hatten sie aus unserem Reiseführer abgeschrieben, denn für einen eigenen reichte das Geld nicht.

So macht Reisen wirklich Spaß!? Wie gut, daß die wenigsten Touristen aus den Bettenburgen herauskommen, denn sonst wäre das ganze Land so versaut.
Günter Fischer
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Der Armbruch in der Wildnis (2002) 

Ich schildere diesen Vorfall so ausführlich, damit Touristen, die noch nie in einem Entwicklungsland ähnliche Probleme hatten, sich auf solch eine Situation vorbereiten können.
Wir hatten uns bei Rudi auf der Ranchesa in Sierra de Agua – ca. 65 km nordöstlich von Santo Domingo - eingemietet und wollten in den nächsten Tagen die Umgebung erkunden.
Flamboyan
Unsere zweite Wanderung startete morgens 7.00 Uhr in Richtung Los Haïtises. Nach ca. 7 km waren wir stehengeblieben, um die Mogotes - Korallenhügel – zu bewundern. Von hier ist es nicht mehr weit bis in den Nationalpark.
Plötzlich hörte ich, wie etwas hinter mir umgefallen war. Ich drehte mich um, da lag Helga platt auf der Erde. „Warte, ich helfe Dir auf“, sagte ich und ging zu ihr. „Du, ich glaube, mein Arm ist ab,“ sagte sie. Mir wurde ganz übel bei dem Gedanken. Sie probierte, den Arm zu bewegen, es ging nicht. „Nimm Deine rechte Hand und halte die linke fest, damit der Arm nicht herunterhängt. Mir war klar, daß der scharfe Bruch bei jeder Bewegung die innere Verletzung nur noch größer macht. Das Aufstehen klappte gut. Ich setzte sie auf eine Mauer. „Hast Du Schmerzen?“ „Wenig.“ „Kannst Du allein hier sitzen, wirst Du ohnmächtig?“ „Ja, es geht, ich glaube nicht, daß ich ohnmächtig werde“. Etwa 30 m von der Unfallstelle entfernt war ein Haus. Ich ging hin, um Hilfe zu organisieren.
Zum nächsten Arzt und zum nächsten Krankenhaus waren es 21 km.
Am Haus waren vier Schüler, die mit dem Fahrrad etwa 14 km zur Schule mußten. Sie kamen bei unserer Unterkunft in Sierra de Agua vorbei. Sie sollten Rudi Bescheid sagen, daß man uns Hilfe schicken solle. Sein Nachbar Friedel hatte einen Pick-up.
Neben dem Haus stand ein Ehepaar. Der Mann fragte, ob er versuchen solle, seinen Pkw in Gang zu setzen. Ich bat ihn darum. Mir war ganz unwohl bei dem Gedanken, was da auf mich zukam. Abrupt dreht ich mich um, ging zurück zu Helga, hob unterwegs drei Stöcke auf und brach diese auf Länge. „Wie geht es Dir, hast Du Schmerzen?“ Ich hatte große Angst, daß sie vor Schmerzen ohnmächtig werden würde. Ich gab ihr zwei Aspirin. Zu dieser Zeit wußten wir noch nicht, daß Aspirin ein besserer Blutverdünner als Schmerz-stiller ist.
Ich zog Helga vorsichtig die langärmelige Bluse aus und wickelte sie als Polster um einen Stock. Dann zippte ich von ihrer Trekkinghose die Beine ab und polsterte damit die beiden anderen Stöcke ab.
Inzwischen war der Dominikaner mit seinem Auto angekommen. Ich fragte ihn, ob er es wieder gestartet bekäme, ich brauche noch 20 Minuten, und bat ihn um seine Hilfe.
Ich hatte bemerkt, daß die Schüler mein Tun interessanter fanden als Schule. Sie ließen diese sausen und schauten zu. Während meiner Hilfeleistung kam ein Reiter vorbei. Es stellte sich heraus, daß er nach Sierra de Agua wollte. Ich trug ihm die gleiche Bitte vor, wie den Schülern. Er ritt auch weiter, kam aber nicht im Camp an. Weiterhin kam noch ein Mopedfahrer vorbei, ich stoppte ihn und trug auch ihm meine Bitte vor. Er sicherte mir Ausführung zu und fuhr los.
Ich bat den Dominikaner, die Stöcke am Arm auf Position zu halten, während ich diese oberhalb des Bruches mit einer Elastikbinde fixierte. Danach setzte ich eine zweite Binde unterhalb des Bruches an. Aus meinen Hosenbeinen machte ich mit vier Sicherheitsnadeln einen Tragegurt für den Arm.
Nach etwa 45 Minuten war ich fertig, meine Frau hatte alles ohne große Schmerzen überstanden.
Der Dominikaner startete seinen Pkw, und ich schärfte ihm ein, ganz vorsichtig zu fahren, die Señora habe große Schmerzen. Er fuhr tatsächlich ganz undominikanisch vorsichtig. Die Straße war eine ausgewaschene Piste mit großen Schlaglöchern und tiefen Querrinnen. Das Fahrzeug setzte nicht ein einziges Mal auf. Der Fahrer fuhr wie ein kleiner Gott.
Als wir in Sierra de Agua ankamen, setzte sich der Mopedfahrer vor den Pkw und „zeigte uns den Weg“ zum Camp. Dort standen alle ratlos herum und wußten nicht weiter. Verärgert sagte ich, daß ich fest mit Hilfe gerechnet hätte. Es stellte sich heraus, daß der Mopedfahrer nur gesagt hatte, daß meine Frau sich den Arm gebrochen habe, aber nicht wo, und gleich darauf verschwunden war. Der Dominikaner mit dem Pkw wollte nicht weiterfahren, also stiegen wir aus.
Ich bot ihm 60 Pesos an, er nahm nur 40. Helga bedankte sich noch für die vorsichtige Fahrweise.
Der Pick-up war schon klar, und wir fuhren auf einer wenig besseren Piste in Begleitung einer Dominikanerin zum nächsten Krankenhaus nach Bayaguana, ca. 15 km. Hier sagte man uns, daß man nicht helfen könne, weil kein Röntgengerät vorhanden sei, gab meiner Frau eine schmerzstillende Injektion und schickte uns in die Unfallklinik nach Santo Domingo, ca. 50 km. Die Straße war weitgehend asphaltiert. Es gab aber große Schlaglöcher und schlecht befestigte Strecken. Fahrzeit über eine Stunde!
Der Fahrer kannte sich in Santo Domingo nicht gut aus und steuerte deshalb erst einmal das Haus seines Schwagers an. Dieser übernahm dann das Steuer und brachte uns zum Krankenhaus.
Meine Frau, die Dominikanerin Hilda und ich kamen zur Aufnahme. „Du, mir wird schlecht“, sagte meine Frau. Da ich sie stützen mußte, bat ich die drei anwesenden Ärzte auf spanisch um einen Stuhl, aber es rührte sich keiner. Das Erscheinen von Ausländern hatte sie doch etwas aus der Fassung gebracht.
Heliconie
Es wurden zwei Röntgenaufnahmen angeordnet. Ich mußte an der Kasse 40 Pesos bezahlen, und man schickte uns los. Vor dem Betreten der Untersuchungsräume forderte man mich auf, den Notverband zu entfernen. Der Arzt schaute interessiert zu. So etwas sah er vielleicht zum erstenmal. Vor dem Röntgenraum warteten viele Leute. Ständig kamen Leute heraus mit Aufnahmen in der Hand. Nach einer Weile öffnete die Mitarbeiterin die Tür, und die Drängelei ging los. Sie ließ etwa 10 Patienten ein. Wir rückten nach vorn, Richtung Tür.
Wir stellten uns zu dritt so auf, daß bei der nächsten Drängelei keiner an uns vorbeikam. So kam ich mit Helga in den Warteraum. Die Helferin schickte mich hinaus. Da Helga Angst vor einer Ohnmacht hatte und in diesem Falle von der Bank gefallen wäre, bat sie ihren Nachbarn, mich hereinzuholen.
Als Helga an der Reihe war, ging ich mit in den Röntgenraum. Die Helferin legte eine riesige Kassette auf die Liege, und Helga mußte sich darauf legen. Den Schlitten, in den die Kassette eingelegt und unter die Platte geschoben wird, benutzte sie nicht. In Deutschland röntgt man so etwas im Stehen. Entweder ließ sich der Tisch nicht mehr senkrecht stellen, oder die Frau war zu faul. Bei uns röntgt man nur den Oberarm. Sie röntgte den halben Oberkörper. Strahlenbelastung war ihr fremd oder egal. Nach der Aufnahme mußte sich Helga wieder aufrichten, damit die Mitarbeiterin an die Kassette mit dem Film kam.  Für die zweite Aufnahme kam sie mit einer etwas kleineren Kassette. Helga mußte sich wieder hinlegen. Sie schob die Kassette unter den Arm, nahm diesen Helga aus der Hand und zog ihn gerade. Ich schrie auf und bereue heute noch, daß ich der unterentwickelten Mitarbeiterin keine heruntergehauen habe. Durch diese Maßnahme vergrößerte sie die Verletzung im Arm und damit auch die Blutung. Außerdem verursachte es Schmerzen.
Mit den Aufnahmen gingen wir wieder zur Krankenaufnahme. Man sah sich die Bilder kurz an, gab mir einen Zettel und schickte mich wieder zur Kasse. Hier zahlte ich 70 Pesos. Mit der Quittung mußte ich zur Materialausgabe. Jeder vor mir erhielt zwei Beutel, einen mit Gips und einen mit Binden. Ich erhielt nichts. Man nahm den Zettel und schickt mich weg. Ich reklamierte. Das sei schon in Ordnung, sagte der Mitarbeiter. Am Eingang zu den Behandlungsräumen übergab der aufsichtführende Arzt uns einem Kollegen. Der nahm uns mit. Er ging mit uns bis zum Speisesaal. Da ließ er uns stehen.
Wir gingen zurück, dahin wo alle mit ihren Tüten standen. Da mußte der Gipsraum sein.
Alle hatten Tüten, nur wir nicht. Also ging ich wieder zur Materialausgabe. Dort schickte man mich wieder weg. Ich bestand auf Herausgabe des Materials. Nach mehreren Versuchen, mich wegzuschicken, gab der Mitarbeiter nach.
Jetzt war Warten angesagt, denn Gipsen dauert länger als Röntgen. Immer, wenn der Gipsraum sich öffnete, ging die Drängelei los. 12.00 Uhr machte der Arzt Mittagspause. Es kam eine Vertretung. Dieser Arzt sagte, daß er die Drängelei nicht wünsche, und befahl, jeder möge sich hinsetzen, er würde aufrufen. Bis auf uns setzte sich keiner hin, alle standen dichtgedrängt an der Tür zum Gipsraum. Der Arzt wiederholte seine Aufforderung mit dem Zusatz, daß er wieder gehen würde und nicht zurückkäme, falls man seine Anweisungen nicht befolge. Keiner rührte sich. Der Arzt ging und kam nicht wieder. Nach der Mittagspause kam der andere Arzt zurück, und die Drängelei begann wieder. Helga meinte, daß wir keine Chance hätten und wohl abends die letzten sein würden. Zum Glück hatten wir ja Hilda mit. Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es ihr, uns Einlaß zu verschaffen.
Der Gipsraum war dreckig und es stank bestialisch nach Urin. Helga saß auf einem Hocker, Hilda kniete davor und mußte die Hand in der Stellung halten, die den Bruch in die richtige Lage brachte. Ich stand in Bereitschaft für den Fall, daß Helga ohnmächtig werden würde.  Der Chirurg leistete gute Arbeit. Dies bestätigte man uns in der Unfallambulanz in Kiel. Hilda gab ihm ein Trinkgeld.
Es ist normal, daß die Menschen hier in Streßsituationen rücksichtslos werden oder falsch reagieren.
Das kannten wir schon vom Einbooten an der Fähre in Sabana de la Mar. Wir waren die ersten auf der Mole und die letzten beim Übersetzen. Alle anderen konnten besser drängeln.
Auch der Mopedfahrer, der unseren Unfall meldete, hatte nichts besseres zu tun, als im ganzen Dorf die Neuigkeit zu verkünden.
Dieses Jahr war bei Constanza ein Fahrzeug den Berg hinuntergestürzt. Ein Mopedfahrer wurde  in den Ort geschickt, um die Ambulanz zu holen. Als er an uns vorbeigefahren war, wendete er, kam ein Stück zurück und rief uns zu, daß er in Eile sei und Hilfe holen müsse, weil ein Auto abgestürzt sei. Auf dem Weg nach Constanza erzählten uns dann alle, daß ein Auto ..... . Die Ambulanz kam sehr schnell. Sie hatte eine Rutsche dabei, um den Verunglückten darauf den Berg hinaufzuziehen. Da die Ambulanz aber schnell zurückkam, mußten die Bewohner ihn schon hochgeschafft haben, sicherlich aber ohne Rutsche.

Deshalb unser dringender Rat an alle, die Urlaub in einem Entwicklungsland machen:

1.   Frischen Sie Ihre Kenntnisse in erster Hilfe auf!

2.   Reisen Sie nicht allein. Die Leute bringen Sie garantiert zum Arzt, aber mit Sicherheit nicht fachmännisch!

Das mußte ein Bekannter dieses Jahr erleben, der in den Bergen bei Santiago Rodríguez lebt. Er war im Suff auf den Stuhl gestiegen, um die Glühbirne zu wechseln, und dabei heruntergefallen. Ergebnis: Oberschenkelhalsbruch! Man lud ihn ohne jede Versorgung auf seinen Pick-Up und transportierte ihn auf einer miesen Piste, die auch noch durch zwei Bäche führt, ins nächste Krankenhaus. Von hier ging es weiter nach Mao. Er ist unterwegs vor Schmerzen ohnmächtig geworden.
Wenn Sie jetzt glauben, daß es unterentwickelte Menschen nur in Entwicklungsländern gibt, dann muß ich Sie eines Besseren belehren.
Zu Hause kam dann der Ärger mit der Urlaubsreisekrankenversicherung (Gothaer). Diese wollte den Transport (50,-- E) nicht bezahlen, weil er nicht mit einem Krankentransportfahrzeug durchgeführt worden war. Dies war in den Bedingungen nicht gefordert! Es half nichts, daß ich dem „Sachbearbeiter“ mitteilte, ich hätte meine Frau mindestens 12 Stunden allein lassen müssen, denn bis zum nächsten Telefon waren es 21 km. Ob eine Ambulanz gekommen wäre, wage ich zu bezweifeln.  

Auch wenn Sie Ausflüge mit örtlichen Veranstaltern machen, müssen Sie davon ausgehen, daß das einheimische Begleitpersonal nicht in erster Hilfe geschult ist.

Günter Fischer
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Fahrt von Constanza nach San José de Ocoa (1997)

Wir hatten herausgefunden, daß wöchentlich dreimal ein Gefährt diese Strecke fährt. Die einen sagten, es sei ein Autobus, die anderen, ein Jeep. In Wirklichkeit war es dann ein Landrover. Zwischen 10.00 und 11.00 Uhr sollte das Fahrzeug von Ocoa in Constanza ankommen und je nachdem, wie voll es ist, spätestens 13.00 Uhr abfahren. Die Fahrzeit sei je nach Wetterlage mindestens drei Stunden. Rechtzeitiges Erscheinen sei notwendig, um gute Plätze zu reservieren. Diese Angaben mit einigen Varianten hatten uns mindestens sechs Personen gemacht. Dabei stimmten fünfmal die Tage überein. Also fanden wir uns 9.00 Uhr mit Sack und Pack an der Haltestelle ein. Gleich erhielten wir Angebote von Conchofahrern (Mopeds und Kleinkrafträder), uns in drei Stunden für 600 Pesos über die Berge zu fahren. Auf meine Zweifel meinte einer, das sei nicht schlimm: "Gestern war ich drüben." Aufregend war die Sache für uns schon, denn es war schon immer mein Wunsch gewesen, einmal quer über die Cordillera Central zu fahren. Nach Karte gibt es vier Wege, voriges Jahr hatten wir noch von einem weiteren erfahren, und dieses Jahr wieder. Wobei die letzten beiden Wege nicht über den Kamm führen, sondern nur nördlich des Kammes von einem Tal zu einem anderen. Das Problem ist, von zwei Wegen weiß keiner, ob sie wirklich existieren, und zwei weitere werden ganz selten befahren. Der Weg über Restauración wird ganz unregelmäßig von Händlern benutzt, die den Umweg über Santo Domingo scheuen. Man könnte sich jeden Morgen mit Sack und Pack an die Straße stellen in der Hoffnung, daß ein Fahrzeug kommt und noch Platz für zwei Personen hat. Diese Möglichkeit schied für uns aus. Also blieb nur der Weg von Constanza nach Ocoa über Valle Nuevo. Um die Möglichkeit einer solchen Reise zu erkunden, waren wir wieder nach Constanza gekommen. Vor zwei Jahren wurde diese Strecke noch nicht regelmäßig befahren. Warten und Aufregung machen hungrig. 9.30 Uhr hatte ich solchen Hunger, als ob ich kein Frühstück gehabt hätte, und fing an, von unserer Marschverpflegung zu essen.10.00 Uhr war uns klar, daß wir mit dem restlichen Proviant nicht bis über den Berg reichen würden. Also ging Helga los, um einen großen Beutel galletas zu kaufen. Gegen 10.30 Uhr kam ein uralter, klappriger Landrover mit drei Ersatzrädern auf dem Dachgepäckträger an und lud Fahrgäste aus. Zuerst meldete ein Conchofahrer dem Fahrer unser Interesse, dann sprach ich mit ihm, um die beiden Plätze vorne zu reservieren. Er nickte nur und fuhr eine Runde durch den Ort. 12.00 Uhr kam er beladen von seiner Rundfahrt zurück. Der Fahrer hatte für die colmados am Wege eingekauft: Acht Kisten Getränke, Kuchen und viele andere Kartons und Säcke.
Jetzt ging es ans Stauen. Helga hatte sich gleich vorne hingesetzt und hielt den Platz für mich frei. Ich kümmerte mich um unser Gepäck, damit es nicht unter einen der Säcke zu liegen kam oder sich gar jemand draufsetzte. Der Landrover hatte vorne eine Sitzbank und hinten je eine an den Außenseiten. Die Mitte war für Gepäckstücke und, soweit noch Platz vorhanden, für die Beine. Drei Mitreisende versuchten, es sich auf dem Dachgepäckträger bequem zu machen. Die Reserveräder hatten sie aufrecht gestellt, damit mehr Säcke Platz hatten. Bisher hatten alle unseren Anspruch auf die Sitzplätze vorn respektiert. Auch ein dicker Polizist in Zivil hatte sich hinten hineingezwängt. Zehn Minuten vor Abfahrt kam noch eine Schöne in weißer Rüschenbluse und Jeans. Die Bluse hatte sie vorn unter der üppigen Brust zusammengebunden, so daß viel Bauch zu sehen war. Dies war die Chance für den dicken Polizisten! Er räumte seinen Platz, zerriß einen leeren Karton und zwängte sich neben uns. Den Karton benutzte er, um seine Massen, die gegen die ungepolsterte Tür und das Türschloß drückten, abzupolstern. Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß seine Pistole, die er im Gürtel stecken hatte, gegen meine Hüftknochen drückte. Mit der Bemerkung, er sei comandante von Ocoa, steckte er diese dann auf die andere Seite. Der Fahrer hatte noch den Ölstand kontrolliert und Wasser nachgefüllt. Um 12.50 Uhr ging dann die Fahrt los. Der comandante bekreuzigte sich, und ich dachte, so schlimm wird es hoffentlich nicht werden. Im Fahrzeug saßen 12 Erwachsene und zwei Kinder, drei saßen auf dem Dachgepäckträger, und ein Mitfahrer stand hinten auf dem Trittbrett.
Der Weg verläßt schon nach drei Kilometern das Tal von Constanza. Er geht nach Osten und steigt die ersten 14 km bis zur Abzweigung zu den Aguas Blancas stetig an. Danach wird er sehr schlecht und steiler und ist nur noch für geländegängige Fahrzeuge passierbar. Unterwegs hielt der Fahrer bei den colmados und lud Waren ab. Es ist erstaunlich, wieviel Pepsi, Fanta und Cola von der armen Bevölkerung getrunken wird. Uns begegneten nur noch ein Kleinlaster und ein Pick-Up. Ständig ging es in Serpentinen bergauf, Generalrichtung SO. Der Motor hatte schwer zu arbeiten, obwohl die meiste Fracht schon abgeladen war. Wir erreichten nach etwa einer Stunde Anstieg die Grenze des Ackerbaus und damit auch der Besiedlung. Bis hier oben werden die Felder bewässert. Zeitweise sind zwei Dieselpumpen notwendig, um das Wasser hoch bis auf die Felder zu pumpen. Das Chassis des Fahrzeuges wurde so heiß, daß man es durch die Schuhsohlen spürte. Der comandante meinte, seine Füße würden gekocht. Für ihn war die Fahrt langweilig. Während wir uns für die Bergwelt interessierten, verlangte er nach Musik. In Ermangelung eines Radios sang der Fahrer laut und grell. Einige der Fahrgäste sangen mit und lachten, als der Fahrer noch allein einige Strophen anhängte. Der Polizist war genervt und sagte, er solle das "Radio" leiser stellen. Auch dieser Wunsch wurde erfüllt.
Jetzt ging es durch Wald, nur selten gaben die Bäume einen Blick auf die wunderschöne Bergwelt frei. Das Fahrzeug kletterte höher und höher. Alle Berge um Constanza lagen jetzt schon weit unter uns. Wir waren so hoch, daß wir über die Berge von Constanza den Ort selbst sehen konnten. Kurz vor dem Paß sahen wir einen Hinweis auf Hütten, die gemietet werden können. Den Schlüssel gibt es in Santo Domingo. Der Paß befindet sich in ca. 2.400 m Höhe ca. einen Kilometer westlich des Funkmastes, den man auf dem höchsten Berg im SO von Constanza sieht. Dann fällt der Weg leicht ab ins Valle Nuevo. Die Piste war recht gut. Der Fahrer nahm den Leerlauf und ließ die alte Kiste rollen. Das Fahrzeug erreichte dabei Geschwindigkeiten, die mit Motor nicht möglich sind. Der comandante bekreuzigte sich erneut. Beim colmado in Valle Nuevo war eine kurze Rast. Der Fahrer lieferte ein Paket Kuchen ab. Die Schöne drängte zur Weiterfahrt. Sie fror. Hier oben ist es wesentlich kühler. Ich gab ihr wortlos meine Trainingsjacke. Wir waren wärmer angezogen . Man hatte uns vorgewarnt. In Valle Nuevo wohnen Leute in ausgedienten Containern. Wir sahen eine Apfelplantage und "Gewächshäuser" (Pflanzenzucht unter Netzen). Hier oben ist ein Militärposten, und zwei Soldaten stiegen aus. Während der comandante noch ein Bier trank, füllte der Fahrer Kühlwasser ein, stieg ein und streichelte die Schenkel der Schönen. Als diese bemerkte, daß ich das sah, gab sie der Hand des Fahrers einen leichten Klapps. Der comandante stieg ein und reichte die Bierflasche dem Fahrer. Der trank sie aus, und die Fahrt ging weiter. Immer wenn das Fahrzeug hielt, blieb der Fahrer sitzen und trat die Bremse, oder ein Mitfahrer mußte einen Stein vor ein Rad legen. Das Fahrzeug hatte keine Handbremse. Wir passierten eine Pyramide, die den Mittelpunkt der Republik und die Himmelsrichtungen markiert. Bis zum Ausgang des Nationalparkes fällt die Piste leicht ab. Während der Fahrt strich sich der Fahrer wiederholt über das Gesicht oder verrutschte seine Mütze. Er war müde. Schließlich saß er seit sechs Uhr hinter dem Steuer. Dann standen wir vor einem verschlossenen Tor. Ein Soldat sollte zusteigen. Er rief nach seinem Gewehr. Es vergingen einige Minuten, bis es vom Camp gebracht wurde. In der Zwischenzeit schäkerte der Fahrer mit dem Fuß der Schönen. Gemächlich bückte sich der Posten, nahm den Schlüssel von einem Stein und öffnete das Tor. Weiter ging die Fahrt durch Wolken. Es war zeitweise so dunkel, daß wir uns fragten, ob die Scheinwerfer wohl funktionierten, falls es noch dunkler werden sollte. Aber schon nach wenigen Kilometern Abstiegs hatten wir freie Sicht über die Bergwelt. Es sah aus wie eine Reliefkarte in unnatürlichen Farben. Der Grand Cañon kann nicht beeindruckender sein. Steile Abhänge mit Ackerbau bieten ein phantastisches Bild. Wir sahen die größten Kartoffeln, die wir je zu Gesicht bekommen haben, groß wie Kinderköpfe, und Kaffeeanbau. Die nächste Stunde brachte einen mühsamen Abstieg von fast 2.000 m Höhenunterschied. Immer öfter rieb sich der Fahrer mit der Hand über das Gesicht. Er hielt den Kopf aus dem Fenster, damit ihn der Fahrtwind wachhielt. Der Weg ist teilweise sehr schmal und die Serpentinen sehr eng. Eine Serpentine nahm der Fahrer zu eng, und das Fahrzeug rutschte auf den Abhang zu, kam aber trotz der profillosen Reifen zum Stehen. "Nochmal", sagte der commandante. Der Fahrer setzte etwas zurück und schaffte im zweiten Anlauf die Kurve. Der Abstieg war schier endlos, denn das Fahrzeug konnte nur sehr langsam fahren. An den Steilhängen sahen wir Felder, Bewässerungsanlagen und vereinzelte Hütten. Endlich, nach 3 1/2 Stunden, erreichten wir die Talsohle. Dann ging es wieder leicht bergan in ein anderes Tal, und wieder ging es begab. Nach vier Stunden erreichten wir Sabana Larga. Hier ist die Kaserne, der comandante stieg aus. Erleichtert atmeten wir auf, denn nun wurde es etwas bequemer für uns. Unser Hotel liegt sehr zentral, und der Fahrer setzte uns, schmutzig wie noch nie, nach
4 1/2 Stunden Fahrt davor ab. Die Schöne gab mir meine Trainingsjacke zurück. Das Fahrzeug mußte um einiges sauberer sein, wenn ich mir das Rückenteil der Jacke ansah - nicht nur Staub, sondern auch Schmiere. Erleichtert stiegen wir aus. Ein Abenteuer für 2,50 E/Person war zu Ende.
Günter Fischer
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Die Fahrt nach Río Limpio (1997)

Auf Empfehlung unserer Vermieterin in Loma de Cabrera unternahmen wir die Fahrt ans Ende der Welt. Die ersten 14 km ist die Straße gut ausgebaut und führt ca. 400 m bergauf. Wir standen auf der Ladefläche eines kleinen Lkws und hatten eine wunderschöne Aussicht über die Bergwelt. Panoramen sind allerdings rar, aber die Blicke in die grünen Täler mit den steilen Hängen sind schon wunderschön. Die letzten 22 km waren sehr unwegsam. Anfangs  war die Piste irgendwann einmal befestigt gewesen. Der Weg geht mehrfach steil bergab und -auf und überquert vier Wasserläufe. Gleich am ersten Steilhang drehten die Hinterräder mit den völlig abgefahrenen Reifen auf der aufgeweichten Piste durch. Der Fahrer kannte dieses Spiel, er setzte bis auf den letzten Berghang zurück. Während dieses Manövers fuhr ein beladener LKW an uns vorbei. Er schaffte den Anstieg ohne Probleme. Beim zweiten Anlauf gab unser Fahrer mehr Gas. Mit viel zu hoher Geschwindigkeit brummte er den Berg hinunter, durch das Tal, den Hang hinauf und erreichte die Anhöhe. Oben stoppte er neben einem Steinbruch. Wir luden große Steine auf. Ein Seil sollte diese am Herunterfallen hindern. Dabei wurde mir klar, daß uns noch einiges bevorstand und der letzte Anstieg nur eine Kostprobe war, denn der Fahrer verstand sein Handwerk. Inzwischen war das Fahrzeug so hoch geklettert, daß in den Tälern unter uns die Wolken schwebten. Río Limpio liegt schon jenseits des Kammes der Cordillera Central. Die Steine auf der Ladefläche waren ständig in Bewegung und wanderten völlig frei auf dem hinteren Teil herum. Nur seitlich hatte die Ladefläche zwei dicke Leisten, die sie am Herunterfallen hinderten. Als ein Stein herunterzufallen drohte, informierte ich den Fahrer. Seine erste Frage war, ob er schon einen Stein verloren habe, schließlich waren einige Steine so groß, daß sie ein Verkehrshindernis darstellten. Wir befestigten das Reserverad mit einer Leine ganz hinten auf der Ladefläche, je ein großer Stein kam links und rechts seitlich des Rades zu liegen, so daß er sich mit diesem und der seitlichen Leiste verkeilte, die kleineren Steine legten wir davor. Diese Sperre hielt, die großen Steine wanderten fortan nicht mehr. An einigen Hängen sahen wir Spuren von Brandrodung. Dies ist verboten und wird mit Gefängnis bestraft. Hier oben ist der Arm des Gesetzes scheinbar zu kurz. Kurz vor dem Ziel war noch eine Steigung, die mir die Sprache verschlug. 200 m vor dem Gipfel drehten die Räder abermals durch. Der Fahrer ließ uns alle absteigen - die Steine blieben drauf - und setzte wieder weit zurück. Wegen der tiefen Rinnen war eine höhere Geschwindigkeit nicht möglich. Auch diese Steigung überwand der LKW, und wir stiegen oben wieder auf. Dann ging es langsam bergab. Nach 2 km hatten wir freie Sicht auf ein großes, grünes Tal. An den Berghängen hingen die Wolken. Die Gipfel der Berge waren nicht zu sehen. Mitten im Tal, auf Hügeln liegt das Dorf Río Limpio (sauberer Fluß). Der Fahrer sagte uns noch, wo der Leiter des schwedischen Projektes wohnte und wo das Büro war. Die Fahrt hatte mich so mitgenommen, daß ich die erste halbe Stunde wie geistesabwesend auf meine Gesprächspartner wirkte. Zuerst klopften wir an das Haus des Schweden Håkan Blomberg. Wir hatten uns vorgenommen, diesen, weitab von seiner Heimat, auf schwedisch zu begrüßen. Er war nicht da. Wir meldeten uns im Büro und fragten nach Klaus, dem deutschen Mitarbeiter. Die braune Mitarbeiterin rief einen kleinen Jungen, der uns 50 m weit führte, dann verließ ihn der Mut. Wir fragten uns durch. Jeder hier kennte den Arzt. Klaus war zuerst sprachlos, als er uns sah. Touris sind hier oben die absolute Ausnahme. Wir baten ihn, uns etwas über das Projekt zu erzählen.
Vor 20 Jahren fing Marc Freedman, ein Amerikaner, hier an. Er wollte den Leuten helfen, die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen, ohne die Umwelt zu zerstören. Er zeigte ihnen, wie man Ziegel aus Flußsand, Lehm und evtl. etwas Zement herstellt, ohne diese zu brennen. Die Leute leben hier in Holzhütten, die für das Klima nicht geeignet sind. Es regnet oft tagelang, dann ist es in den zugigen Bretter- und Palmenhütten zu kalt, und die Leute werden krank. Um gegen die hier übliche Brandrodung anzugehen, zeigte er ihnen Gartenbau mit Kompostierung, legte Hochbeete an und führte Mischkulturen ein. Obwohl dieses Projekt noch läuft und reichlich einheimische Mitarbeiter gegen Bezahlung tätig sind, findet es im privaten Bereich keine Nachahmung. Irgendwann ging Freedman das Geld aus, die Spenden aus den USA flossen nicht mehr. Er reiste durch Europa. Hier lernte er in Schweden Håkan Blomberg - führendes Mitglied einer anthroposophischen Gesellschaft -  kennen. Er schaffte es, diesen für sein Projekt zu begeistern. Nachdem die Schweden selbst mit Mitarbeitern eingestiegen waren, gab es einen Richtungsstreit, und man trennte sich. Die Schweden machen jetzt mehr in Richtung Krankheitsprophylaxe, richtige Ernährung, Familienplanung aus Sicht der Anthroposophen. Dann ist noch ein Projekt des DED hier. Es geht besonders darum, den Kaffeeanbau zu optimieren, denn für den hochwertigen Kaffee, der hier erzeugt wird, lassen sich gute Preise erzielen, besonders wenn dieser selbst vermarktet wird.
Seit 1/4 Jahr gab es hier keinen Strom und im Sommer manchmal drei Monate kein Wasser, weil die Leitung kaputt ist. Das Wasser ist ohnehin nicht gut, da der Río zu weit unten angezapft wird, wo schon Felder sind und reichlich Chemie verteilt wird, auch solche, die sogar dort verboten ist. Die chemische Industrie setzt hier ab, was sie anderswo nicht mehr verkaufen kann, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Menschen. Das Wasser wurde nicht untersucht, obwohl sich hier jeder mit morgendlichem Unwohlsein herumplagt.
Dies war 1997. Als wir 2001 dort waren, war die Piste wesentlich besser, und es verkehrten regelmäßig Fahrzeuge.
Günter Fischer
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Wir richten unserer Zimmer ein 

Seit 1995 verbringen wir jeden Winter einige Wochen als Rucksackreisende in der Dominikanischen Republik. Dabei meiden wir den Aufenthalt in Touristenzentren. In jedem etwas größeren Ort gibt es ein kleines Hotel oder eine Pension, wo die Lieferanten übernachten, die selbst den entlegendsten colmado (Gemischtwarenlädchen) mit Lebensmitteln, Haushaltsutensilien, Coca Cola, Zigaretten .... versorgen.
Einer unserer Lieblingsorte ist San José de las Matas am Nordhang der Cordillera Central. Im Hotel Los Samanes kennt man schon unsere Wünsche und ist bemüht, sie zu erfüllen. Wir lieben Licht, Luft und Ruhe. Deshalb bekommen wir immer eines der beiden hinteren Zimmer mit zwei Fenstern über Eck. Leider wird das Mobiliar von Jahr zu Jahr brüchiger. Ab und zu wird etwas Neues angeschafft, wenn es das Alte absolut nicht mehr tut.
Der erste Gegenstand, den wir überprüfen, ist immer das Bett, da Günter Wirbelsäulenprobleme hat. 1998  war die Matratze zwar neu, aber der Unterbau war durchgebrochen. Ein bequemes Liegen war unmöglich. Was nun?
Die einfachste Lösung schien uns zu sein, den Unterbau auszutauschen. Da wir am Tage immer die einzigen Gäste dort sind und alle Zimmertüren offen stehen, gingen wir auf die Suche nach einem gleichen Bett, das bald gefunden war. Jetzt trugen wir den zerbrochenen Unterbau hierher und den intakten in unser Zimmer. Da aber die Möbel hier von Familienbetrieben in Handarbeit hergestellt werden, gibt es keine Maßarbeit. Unser Bett war einen knappen Zentimeter zu kurz. Also mußte das ganze Bettgestell ausgetauscht werden. Aber wie sollten wir das Monstrum durch die Tür bringen?
Während wir noch ratschlagten, kamen zwei Hotelbedienstete den Gang entlang. Wir schilderten ihnen unser Problem. Sie sahen auch schnell ein, daß Zerlegen die einzige Möglichkeit war, und einer marschierte ohne mit der Wimper zu zucken los, um Werkzeug zu holen. Das einzige, was er fand, war eine Kneifzange. Damit konnte er die Vierkantmutter zwar packen, aber der flache Schraubenkopf drehte sich mit. Ratlos und voller Bedauern sah er uns an. Günter holte nun sein Fahrtenmesser und klemmte damit den Schraubenkopf fest. So ging es, wenn auch mühsam, und unsere Helfer atmeten erleichtert auf.
Nachdem ein Bettgestell zerlegt war, trugen die beiden die Teile in unser Zimmer, während Günter das andere zerlegte. Meine Aufgabe war es aufzupassen, daß bei dem Hin- und Hertragen die Teile nicht verwechselt wurden.
Die Idee, uns aufzufordern, doch ein Zimmer mit gutem Bett zu beziehen, kam den beiden Männern gar nicht. Sie wußten, was wir gerne hatten, und das sollten wir auch bekommen.
           Als alles erledigt war, stellten wir fest, daß das Moskitonetz erhebliche Löcher aufwies. Das an dem anderen Bett war aber neu. Also wurde auch das ausgetauscht. Danach wurde der beinamputierte Tisch durch einen vierbeinigen ersetzt, ebenso die Stühle. Jetzt störte uns nur noch der alte, zerrissene Duschvorhang. Auch dafür fanden wir Ersatz.
Jetzt war unser Zimmer so wohnlich, daß wir es gut ein paar Tage aushalten konnten - besonders bei so freundlichem, zuvorkommendem Personal!            
Helga Fischer
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Dominikanisch - deutsches Reinschiff 

Seit 1995 ziehen wir jeden Winter mindestens sechs Wochen mit dem Rucksack durch die Dominikanische Republik. Wir suchen den Kontakt zu den einfachen Menschen und wohnen in kleinen Hotels, fernab vom Tourismus, oder bei privaten Zimmervermietern.
Unser Zimmer in Sajoma war reichlich schmutzig. Unter dem Wasserreservoir in der Dusche roch es übel, wie in den Vorjahren auch. Hier war mindestens zwei Jahre nicht saubergemacht worden, denn im letzten Jahr hatten wir im Zimmer gegenüber gewohnt. Ich kippte das Wasser aus und stellte die Schüssel senkrecht an die Wand. Die Fliesen in der Dusche waren voller Pilze. Am zweiten Tag hielten wir das nicht mehr aus und baten die Reinmachefrau, die Dusche zu säubern. Als erstes stellte sie die Schüssel wieder hin und drehte die Dusche auf, um die Schüssel wieder zu füllen. Ich stoppte das Vorhaben, drehte die Dusche zu und stellte die Schüssel wieder an die Wand, zeigte ihr den Schmutz auf den Fliesen und daß sich die Pilze noch weitgehend entfernen ließen. Sie rieb ein wenig darauf herum, schüttete Wasser gegen die Fliesen, feudelte alles trocken und verschwand. Da Sonntagnachmittag war, hielten wir sie nicht zurück. Als wir beschlossen hatten, noch zu bleiben, bis eine weitere 5 Gallonen-Wasserflasche aufgebraucht war, bereiteten wir unser Zimmer für Großreinemachen vor. Unser Gepäck, Zahnputzzeug, Kulturbeutel, Seife, Mückennetz und Kopfkissen kamen in den Schrank, Stühle Schuhe, Wasserflasche und Wasserbottich auf den Flur. Dann warteten wir, bis das Musterexemplar erschien. Wir baten sie, bei uns anzufangen, da wir noch wandern wollten. Als erstes wollte sie das Bett abziehen. Das verhinderte ich und zeigte ihr, daß man zuerst Decke und Wände von Spinnweben säubert. Sie wußte sogar, wie diese heißen, aber auf die Idee, sie zu entfernen, kam sie von selbst nicht. Jetzt hatte sie begriffen, daß heute ein bißchen mehr zu tun war, und fing an, den unteren Teil der Wände abzuwaschen. Sie reinigte den Fliesensockel von oben und von der Seite. Ich reinigte den Ventilator und zeigte ihr die Hände voll Staub, die darauf waren. Sie war aufrichtig überrascht. Dann schickte ich sie ins Bad. Sie schüttete eine blaue Flüssigkeit ins WC. Da sie keine Bürste hatte, ließ sie es dabei bewenden und schüttete Wasser gegen die Fliesen in der Dusche. Ich zeigte ihr, daß die Pilze vorher entfernt werden müssen. Sie schrubbte und stöhnte. Nachdem sie den losen Dreck abgespült hatte, nahm ich den Reinigungsschwamm und zeigte ihr, daß da noch mehr wegging. Dann durfte sie ihre Wasserorgie fortsetzen. Zum Glück hatte sie das Toilettenpapier in das Wandschränkchen gestellt. Als sie dies aber auch unter Wasser setzte, blieb auch das Papier nicht verschont. Sie rieb die Badtür ab und setzte sie unter Wasser. Dann feudelte sie das Wasser auf und wischte das Zimmer. Ich zeigte ihr noch, daß die Fenstersimse auch gesäubert werden müssen. Jetzt dachte ich, die Sache sei überstanden, da kam sie auf die Idee, die Tür von außen zu säubern. Ich dachte mir, innen sei wichtiger. Das muß Gedankenübertragung gewesen sein, denn jetzt rieb sie diese Seite auch noch ab und schüttete Wasser dagegen. Nachdem sie es aufgefeudelt hatte, begann ich, das Zimmer einzuräumen, damit sie nicht auf die Idee kam, das ganze Zimmer unter Wasser zu setzen. Dann zog ich die Betten ab.

Zur Ehrenrettung muß gesagt werden, daß das Hotelpersonal auf dem Lande keine Einweisung, geschweige denn eine Ausbildung erhält. Die Leute sind willig, aber sie haben keine Ahnung, was notwendig ist und wie sie es machen sollen. 

Günter Fischer
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Der Überfall (2003)

Überfallen werden kann man überall, nur ist das Strickmuster oft verschieden.

Mein Ziel ist es, möglichst viele Leute zu sensibilisieren, sich auf einen Überfall vorzubereiten, um dann nicht kopflos zu reagieren und unvorbereitet in die Machete zu laufen.
Am 9.3.03 wollten wir den vierten Zugang zum Salto El Limón (Halbinsel Samaná) erkunden. Wie üblich verließen wir vor 8.00 Uhr das Hotel in Las Terrenas und fuhren mit dem camioneta (Pick-up) nach El Limón. Der Weg führte uns durch das Dorf zum Fluß. Hier wuschen zwei Frauen ihre Wäsche. Wir mußten den Fluß dreimal durchwaten. Vor der letzten Durchquerung auf einer Landzunge waren drei Kinder mit Pferden und ein Reiter, der sein Pferd wusch. Der Weg hinter dem Fluß war sehr eng und stieg stark an. Zuerst überholten uns die Kinder und bogen ab in die Berge. Dann kam der Reiter. Auch er überholte uns, blieb aber immer im gleichen Abstand vor uns und drehte sich ständig nach uns um. Er versuchte, uns vom richtigen Wege wegzulocken. Wir merkten dies jedoch und kehrten um. Er wendete sein Pferd, und schnell stand er neben mir, zog die Machete aus der Scheide und verlangte 100 Dollar. „Si, claro“, sagte ich zu ihm und zu Helga: „Hau‘ ab!“. Sie ging auch etwa 10 m weg, entschied sich aber, mich nicht allein zu lassen. Das paßte nicht in meinen Plan, denn ich wollte weglaufen, und wenn ich entkommen sollte, war sie in Gefahr. Jetzt war aber wirklich keine Zeit für Diskussionen. Auf alle Fälle standen wir nicht mehr nebeneinander, und er mußte seine Aufmerksamkeit teilen. Ich überlegte noch, ob ich ihm das Portemonnaie so zuwerfen sollte, daß er es unmöglich fangen konnte und es auf der anderen Seite des Pferdes zu Boden fiel. Sobald er von mir abgelenkt war, wollte ich sein Pferd mit aller Wucht treten. Ich verwarf den Plan, weil ich nicht wußte, wie das Pferd reagieren würde. Ich lief weg, im Zickzack zwischen den Bäumen, so daß er mit dem Pferd nicht folgen konnte. Er rutschte herunter von dem Tier und rannte mit der Machete hinter mir her. Ich wußte, etwa 50 m weiter ging es sehr steil einen Abhang zum Fluß hinunter. Ich wollte sehen, ob er mich so weit verfolgen würde. Nach 30 m war meine Flucht zu Ende. Ich war an einer Wurzel hängen geblieben und gestürzt. Nun lag ich auf dem Rücken, der Rucksack unter und er mit der Machete über mir. „100 Dollar, 100 Dollar!“, wiederholte er seine Forderung. „Si, si“, sagte ich und rief Helga zu: „Schmeiß‘ das Pferd.“ Er wurde noch nervöser, denn er wußte ja nicht, was ich rief. „De me la cámera, la cámera“, sagte er, denn er hatte längst gemerkt, daß es gar nicht so einfach ist, einen Fremden zu überfallen. Seine Unsicherheit nutzte ich jetzt aus und fing an zu keuchen, so gut und laut ich konnte. Er muß gedacht haben, gleich geht es mit dem Alten (ich war 63 Jahre alt) zu Ende. Der Räuber reagierte so unüberlegt, kam mir mit seinem Kopf mehrfach so nahe, daß ich ihm mit einem Tritt hätte den Unterkiefer zertrümmern können. Ich tat es ganz bewußt nicht, um ihn nicht zu veranlassen, mit der Machete zuzuschlagen. Ich hatte ihn ja sehr gut unter Kontrolle und nutzte dies aus, um Zeit zu gewinnen. „De me tiempo, soy un hombre viejo“ (Gib mir Zeit, ich bin ein alter Mann), sagte ich und keuchte weiter. Helga hatte inzwischen das Pferd mit Kokosnüssen beworfen. Beim zweiten Wurf setzte es sich in
Porzellanrose
Bewegung und lief weg. Jetzt gab er auf, lief seinem Pferd hinterher und war nicht mehr zu sehen.
Wir bewaffneten uns mit Steinen und traten den Rückzug an. Die Polizei in Las Terrenas hörte sich das an und bat uns am nächsten Tag 13.00 Uhr wiederzukommen, um die Führer, die die Touristen zum Wasserfall führen, in Augenschein zu nehmen. Als wir am anderen Tag zur Polizei kamen, waren die beiden Mitarbeiter vom Vortag nicht mehr da. Keiner wußte etwas von dem Vorfall, oder man tat jedenfalls so, fragte aber, was man uns gestohlen hätte. „Nichts“, war die Antwort. Damit war die Sache für die Polizei uninteressant. Wir sprachen noch mit einem Kenner der Szene, der sagte, die Polizei
macht gemeinsame Sache mit dem Täter. „Solange der Euch nicht verletzt und der Polizei die Hälfte der Beute abgibt, passiert ihm nichts.“
Ich hatte mich geistig auf solch eine Situation vorbereitet und habe die Nerven behalten und mein Konzept durchgeführt. Der Mann mußte aufgeben, weil er allein war und uns nicht verletzen wollte. Er konnte nur einen von uns bedrohen. Ich hatte ihn veranlaßt, sein Pferd zu verlassen, und als dieses dann auch noch abhaute, war er hoffnungslos überfordert.
So, nun meine Vorbereitungen: Wir waren jetzt 87 Wochen drüben, nie in einem Touristenhotel, immer nur mit den Einheimischen zusammen. Wir sprechen so gut spanisch, daß wir immer verstehen, worum es geht, wenn die sich unterhalten. Das meistgebrauchte Wort ist Peso. Daraus kann man erkennen, daß die Gespräche nicht anspruchsvoll sind. Das können sie auch gar nicht sein, weil die Schulbildung so miserabel ist, daß wir uns das nicht vorstellen können. Die Leute können gar nicht oder nur wenig lesen und schreiben. Deswegen ist es nicht hilfreich, den Leuten ein Wort im Wörterbuch zu zeigen. Aus Erfahrung wissen wir, wie unendlich schwierig es ist, den Leuten, die bereit sind zuzuhören, etwas zu erklären, weil sie ganz einfach nicht folgen können, da sämtliche Grundlagen und vor allen Dingen das Denken fehlen. Denken muß man lernen. Bei der dortigen Unterrichtsmethode ist das aber gar nicht eingeplant! Seit 1999 gibt es zwar neue Lehrbücher, die zum selbständigen Arbeiten und damit auch zum Denken anleiten sollen, aber die Lehrer sind immer noch die alten. Und genau auf diesem Manko baute meine Vorbereitung auf. Also, den Ablauf nicht vom Angreifer bestimmen lassen, sondern seinen Plan durcheinanderbringen und selbst die Handlung bestimmen.
Wenn man an einen Killer gerät – was aber selten der Fall ist -, dann funktioniert das nicht, aber dann hat man sowieso keine Chance, wenn man unbewaffnet ist!
Der Räuber hatte uns regelrecht aufgelauert. Das funktioniert nur dort, wo ständig Touristen hinkommen. Da wir nun die ersten waren, weit vor den anderen, mußten wir dran glauben. Das heißt natürlich nicht, daß Sie da, wo keine Touristen hinkommen sicher sind. Bestes Beispiel hierfür der Überfall 2007 an der Playa Bozo de Pojolo - siehe Reisebericht 2007.
Künftig werden wir solche Ziele mit der Herde, allerdings nach wie vor ohne Führer, ansteuern. Einen Führer zu nehmen, ist keine Lösung. Auch der kann Sie überfallen.
Dieses Risiko, daß man Ihnen auflauert, besteht nicht in Gegenden, wo kaum Touristen hinkommen. Wenn ich daran denke, in welch entlegenen Winkeln wir herumgekrochen sind! Und wir hatten nie ein ungutes Gefühl. Manchmal war es so einsam, daß Kinder vor uns weggelaufen sind und Frauen wegsahen, weil wir die ersten Fremden waren, die sie sahen.
Weiter müssen wir daraus lernen, es genügt nicht, wenn man ganz bescheiden drüben herumläuft. Für einen Dominikaner ist ein Tourist immer reich!!! Allein die Tatsache, daß alle, die drüben aufkreuzen, ein Ticket für 28.000 Pesos erworben haben, macht ganz offensichtlich manche Dominikaner verrückt!
Können Sie sich vorstellen, daß ich wegen unseres Verhaltens gegenüber dem „armen Dominikaner“ beschimpft worden bin? Er habe das nur getan, weil er zu Hause hungernde Kinder habe! Blöde gibt es eben überall!!!!!!!
Für uns steht fest, wir fliegen nächstes Jahr wieder rüber. Wir suchen Begleiter nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stärker.
Wir sind dieses Jahr (2005)  zu viert den gleichen Weg zum Salto gegangen. Ich kann nicht sagen, daß ich völlig unberührt an der Stelle des Überfalls vorbeigegangen bin.
Günter Fischer
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Mit einem bayerischen Dorfdeppen unterwegs oder die Axt im Walde

Im letzten Jahr waren wir mit K + K drei Wochen unterwegs gewesen. Es gefiel ihnen so gut, daß sie nach drei Wochen wiederkamen, um mit uns weitere 3 Wochen zu reisen.
Dieses Jahr kamen wir in Puerto Plata an und sie in Punta Cana. Wir wollten uns in Santo Domingo treffen. Unsere Begleiter waren ein 48 Jahre alter unverbesserlicher Bayer und eine 30 jährige Berlinerin. Es war vereinbart, daß sie die erste Nacht in Higüey bleiben und dann gegen 8.00 Uhr das guagua nach Sto. Domingo nehmen sollten. Wir wollten unbedingt vermeiden, daß sie im Dunkeln in der capital ankämen und ohne ein Wort spanisch nach uns suchen müßten. Wir hatten ihnen zwar den Namen des Hotels genannt, in dem wir absteigen wollten, aber man weiß ja nie, was so alles passiert.
Als wir in dem vorgesehenen Hotel ankamen, gab es schon die erste Panne. Wir hatten vor zwei Jahren hier gewohnt, und die Eigentümer waren tüchtig am Renovieren gewesen. Sie hatten sich eine ganze Etage vorgenommen, und wie wir jetzt feststellen mußten, war das schief gegangen. Die Renovierung war sehr schnell zum Stillstand gekommen, und das Hotel war nur noch Stundenhotel. Das stört uns eigentlich gar nicht, denn diese sind in der Regel auch sauber. Hier störte uns, daß zweimal täglich kassiert wurde. Also suchten wir uns eine andere Unterkunft. Diese war schnell gefunden. Wie gut, daß wir vereinbart hatten, daß K+K einen Tag später kommen sollten.
Am anderen Morgen gingen wir zeitig zur Busendstation, um die beiden abzuholen. Aus irgendeiner Eingebung meinte Helga, daß wir sicherstellen müßten, daß sie nicht doch noch in der Nacht angekommen waren und im anderen Hotel auf uns warteten. Sie ging also noch einmal zum Stundenhotel und ich zur Busstation. Ein Bus nach dem anderen kam an, aber sie waren nicht dabei. Nach etwa 1 ½ Stunden kamen sie zusammen mit Helga an.
Was war passiert? Helga fragte im Stundenhotel nach, ob Ausländer hier seien. Die Mitarbeiterin führte sie bereitwillig zu dem Zimmer. Tatsächlich waren die beiden hier. Helga machte ihnen klar, daß sie in ¼ Stunde wieder bezahlen müßten, wenn sie nicht sofort auszögen. Sie wechselten in unser Hotel und kamen dann, um mich abzuholen. Das war noch einmal gut gegangen.
Diese Panne brachte ihn dazu, sich erst einmal zurückzuhalten.
Nach einem Zwischenstopp in La Romana mit einem Ausflug nach San Pedro wollten wir weiter nach Bayahibe, das 2005 immer noch als „Geheimtip“ für Individualreisende gehandelt wurde. Die Vermieter, bei denen wir vor vier Jahren waren, hatten altershalber ihre Tätigkeit eingestellt. So hatten wir ein Problem. Nach 1 ½ stündiger Suche gaben wir auf. Für weniger als 650 Pesos war kein akzeptables Zimmer zu bekommen. Der Wechselkurs war damals 1:50. Der Tourismus hatte die Preise verdorben. Dazu dröhnte jede Nacht Discomusik vom nahegelegenen AI-Hotel durch den Ort.
So fuhren wir weiter nach Higüey. Beim Einchecken bat unser Begleiter mich, mit dem Hotelwirt zu vereinbaren, daß er abends in einem nicht vermieteten Zimmer fernsehen dürfte. Das Zimmer kostete mit Fernseher 1,00 € mehr als ohne! So sagte ich zu ihm: „Wenn Du unbedingt fernsehen willst, dann zahle den € mehr.“
Als wir uns am Abend auf der Terrasse trafen, erzählte er uns: „Unser Zimmerschlüssel paßt auch zu Zimmer 12!“ Er hatte auf der Suche nach einem Zimmer mit Fernseher seinen Schlüssel an sämtlichen Zimmern des Flures ausprobiert. Wir mochten uns nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn er erwischt worden wäre.
In Miches hatte Helga mit der Vermieterin vereinbart, daß wir kochen durften.
Sie bot K+K an, auch für sie mitzukochen.  Er: „Wenn Du unbedingt für uns kochen willst, dann kannst Du das tun.“ Helga: „Ich will nicht unbedingt für Euch kochen. Ich koche für uns, und da macht es mir nichts aus, mehr zu kochen, damit wir alle satt werden. Du kannst es Dir ja noch überlegen und mir Deine Entscheidung rechtzeitig mitteilen.“ Später schickte er seine Freundin zu Helga, die die Bitte vortrug, daß sie doch mit uns essen möchten.
Mindestens dreimal am Tag mußten wir uns anhören, daß die Bayern die besseren Menschen in Deutschland wären. Sein Nationalstolz ging so weit, daß er sein Land lächerlich machte. Es war bei den Holandeses in Las Terrenas. Er mußte der Holländerin unbedingt sein Foto vom letzten Marathonlauf zeigen. Um dem Fernsehen aufzufallen, hatte er sich eine Hose und ein Hemd aus blauweiß kariertem Stoff  nähen lassen. Er sagte der Holländerin, dies sei die bayerische Nationaltracht. Für sie laufen jetzt alle Bayern in blauweiß karierten Kostümen herum.
Wir waren 2003 auf dem Wege zum Salto el Limón überfallen worden (s. Der Überfall). Für uns sollte es ein Mehr an Sicherheit sein, wenn wir mit Begleitern reisten.
Wir gingen zur Playa Morón, einem ganz einsamen Strand, und noch etwas weiter. Als wir gemeinsam das zweite Frühstück machen wollten, überkam es ihn, und er wollte unbedingt baden. Er stand auf und ging zurück zur Playa. Als seine Freundin einige Tage vorher an der Playa Cosón baden wollte, hatte er sich geweigert, mit ihr ins Wasser zu gehen.
Ich wollte aber nicht allein mit zwei Frauen in der Einsamkeit bleiben, so brachen wir die Mahlzeit ab und folgten ihm. Als wir bei ihm ankamen, stand er neben einem Fischerboot und hatte eine Herrenhose in der Hand. „Hier in dem Boot liegt eine Hose, und da ist sogar noch etwas in der Tasche drin.“ „Leg sofort die Hose hin und komm von dem Boot weg“, rief ich.
Er versuchte, durch Boykott unserer Vorgaben die Führung zu übernehmen, indem er morgens später aufstand als verabredet oder Kaffee trank, weil er dann hinterher auf die Toilette mußte und es so zum verspäteten Abmarsch kam. Konnten wir anfangs ohne Probleme um 7.00 Uhr starten, wurde es von Tag zu Tag später. Durch seine Bummelei haben wir ein Treffen mit einem sehr guten Bekannten in Las Galeras versäumt. Körperlich war er ein Hüne. Er konnte eine 5-Gallonenflasche (fast 20 kg) ohne Anstrengung 500 m auf der Schulter tragen. So war die Wasserbeschaffung für mich bequem. Ich führte die Verhandlungen mit dem Verkäufer und trug die Flasche die kürzeren Strecken. In Hoyo de Cacao hatten wir eine cabaña gemietet. Bis zum colmado, wo wir das Wasser kauften, waren es ca. 300 m - für mich unmöglich, die Flasche ohne Abzusetzen zu tragen. Einmal trank er das letzte Wasser aus und legte sich ins Bett mit der Bemerkung:“Ich hole heute kein Wasser mehr.“ Es war schon dunkel. Wenn wir am nächsten Tag früh loswollten, mußten wir noch Wasser holen. Der Weg war nicht beleuchtet. Damit es nicht zum Krach kam, erbot sich seine Freundin, mitzugehen, wobei wir uns mit Tragen und Leuchten abwechselten.
Einmal vor einem Ortswechsel stand für die beiden noch über eine Gallone Wasser zur Verfügung, so daß wir anderen drei meinten, das würde reichen, wir müßten ja nichts mitschleppen. Am nächsten Tag maulte er: „Ich hätte doch nicht auf Euch hören sollen, nun habe ich Verstopfung.“ Später einmal war in der gleichen Situation nur noch etwa ein Liter. Diesmal hätte seine Freundin gerne noch etwas gekauft. Seine Entscheidung war: „Nein, das reicht“.
In Sabana de la Mar trauten wir unseren Ohren nicht, als er sagte, er hätte unter den Bustouristen drei mit Badehose und T-Shirt gesehen und fand das ekelhaft.
Vorher und danach ist er selbst so herumgelaufen.
Seine Achtung gegenüber den Dominikanern war unterentwickelt. Als wir z.B sagten, der Wasserfall Mahaguarito gehöre Pedro, meinte er ein paarmal ganz mokant zu seiner Freundin: „Biete ihm doch mal 50 Pesos für seinen Wasserfall“. Gut, Pedro kann kein Deutsch, aber der Tonfall sagte genug. Auch als wir bei den Guillén-Brüdern den Kettenanhänger für 30 Pesos kauften, fiel mehrfach die Bemerkung: „Das Ding hätte er Euch auch schenken können“. Anschließend hat der Künstler uns durch ein viel größeres Geschenk beschämt.
Seine Freundin litt sehr stark unter den Mücken. In Hato Mayor hatten wir keine Mückengitter vor den Fenstern, und Mückennetze gab es auch nicht. Sie wollte sich ein Mückennetz kaufen, aber er verbot es. Am vorletzten Tag unseres Aufenthalts setzte sie sich endlich durch.
Weiterhin störte uns seine Nassauerei. Immer wenn ich für alle bezahlte, mußte er mehrfach daran erinnert werden, uns seinen Anteil zu geben. Auch wenn Helga für alle kochte, bekamen wir deren Anteil frühestens nach der zweiten Mahnung. In Bávaro legten sich beide am all-inclusive Strand in die Liegestühle und schlugen sich den Wanst auf Kosten anderer voll.
Als wir uns trennten, besorgten wir ihnen noch telefonisch die Quartiere über Ostern. Sie dachten nicht daran, uns eine Übernahme der Telefonkosten anzubieten.
Als wir einmal ein paar Restminuten von seiner Internetzeit verwendeten, um eine Unterkunft für uns alle zu reservieren, wollte er noch ein paar Pesos von uns haben. Dann fiel ihm aber doch noch ein, daß es ja auch um ein Quartier für sie ging.

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